Vom Gendern

Was weiterhin ganz wertfrei gegen den pauschalen Zwang zum Gendern spricht, ist, dass seine Regeln von niemandem beherrschbar sind – am allerwenigsten von den Betroffenen.
Gestern erzählte mir ein befreundeter Schauspieler, wie sich bei einer ersten Leseprobe eine Person mit den Worten vorstellte: „Ich bin hier die Dramaturg-In.“ Ich fragte sofort nach: „Ist es denn nötig, zu gendern, wenn man von nur einer Person spricht?“ – Ja, antwortete er, denn die Betreffende (sie stellte sich mit einem weiblichen Vornamen vor) ist nicht-binär. Erstmalig leuchtete mir die hörbare Abtrennung der Endsilbe –in wirklich inhaltlich ein – wenn auch erst auf Nachfrage.
Aber wollte ich diese Regel nun umsetzen, würde es augenblicklich Missverständnisse geben. Die Anrede „liebe Dramturg-Innen“ würde dann nur für nicht binäre Personen dieses Berufsstandes gelten.

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