Vom Gendern

Kai Luehrs-Kaiser im rbbKultur Radio

Ich bin ein etwas nachlässiger, leicht unwilliger Genderer – und das ist kein Bekenntnis zu Dieter Hallervorden.
Als Gegner des Genderns möchte ich mich auch nicht aufspielen. Ich achte und respektiere die guten Absichten, die dahinterstecken mögen. Dennoch führt es sprachlich gesehen zu Murks, es ist nicht konsequent durchführbar. Wie gendert man bitteschön das Wort „eine“ bzw. „einer“? (Etwa so: „eine-R“?) Was macht man mit dem Wort „Bürgermeister“? Sagt man „Bürgermeister-In“? Wenn es nur so einfach wäre. Dann müsste man konsequenterweise sagen „Bürger-In-meister-In“ und in der Folge „Bürger-In-meister-In-Assistent-In“ – und was der Ungetüme mehr wären.
Schwerer als diese sprachästhetischen Einwände wiegt, dass das Gendern eine Pedanterie und Dogmatik verrät, die man nicht teilen muss und die überdies sprachphilosophisch vom Himmel gefallen ist. Worte beziehen ihre Bedeutung daraus wie sie verwendet werden und nicht aus kritischen Hinzufügungen.
Weiterhin ist das Gendern, wie es sogar in der „Tagesschau“ Einzug gehalten hat, ein binärer Code und damit eine mittlerweile recht grobe Unterscheidung. In einer Zeit da es gesetzlich vorgeschrieben ist, dass jede Busfahrerstelle in Goslar oder Tauberbischofsheim nicht nur für Männer und Frauen sondern divers ausgeschrieben werden muss, greift sie zu kurz. Es wird gern argumentiert, da seien ja „alle mitgemeint“. „Mitgemeint“ waren bisher – jedenfalls bei mir – schon immer alle.

Dieser Beitrag wurde unter Gesellschaft, Hörfunk, Philologie abgelegt und mit , , , , verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert