Vom Gendern

„Die machen unsere Sprache kaputt!“ beklagte sich Jürgen von der Lippe vor wenigen Jahren in einem Rundfunkinterview über die Missionare des Genderns. „Das sage ich als militanter Feminist. Ich finde es toll, was Frauen sich in den letzten 70, 80 Jahren erkämpft haben. All das haben sie erreicht, ohne dass sie dabei die Sprache verhunzen mussten.“ Dann fasste er noch einmal seine Vorbehalte zusammen und redete sich in Rage: „Gendern ist grammatikalisch unhaltbar. Außerdem wäre ich – als Frau oder als Mitglied der LGBTQ-Community – beleidigt, wenn man mich mit einem Sternchen abfertigen würde. Und was ist Ausländern, Behinderten usw., die auch in vielerlei Hinsicht benachteiligt werden? Die werden nach wie vor ausgeschlossen. Letztendlich läuft es doch immer wieder auf Männer und Frauen hinaus. Das generische Maskulinum soll abgeschafft werden, dabei ist es ein sprachliches Präzisionsinstrument. Manchmal wird es natürlich auch unrichtig angewandt, zum Beispiel als es hieß: „Zverev ist der erste deutsche Tennisprofi, der bei Olympia Gold holt.“ Der erste deutsche Tennisprofi  mit olympischem Gold war Steffi Graf. „Tennisprofi“ ist generisches Maskulinum, das für Mann und Frau gleichermaßen gilt. Niemand ist „mitgemeint“, auch Männer nicht. In dieser Berufsbezeichnung kommt das Geschlecht gar nicht vor.“
„Und wie finden Sie Formulierungen wie ‚Studierende‘ statt ‚Studenten‘ oder ‚Backende‘ statt ‚Bäcker‘?“
„Schon Goethe hat gesagt: ‚Die Studierenden findet man an der Universität, die Studenten in Auerbachs Keller.‘“

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