Die Unkunst der Rahmenhandlung

Dass eine Geschichte nicht in der chronologischen Reihenfolge erzählt wird, sondern – beispielsweise – mit dem Finale beginnt und dann in eine oder mehrere Rückblenden mündet, wird schon länger gemacht als es Filme gibt. Im Kino ging man lange Zeit sparsam damit um. Eine kühne Konstruktion wie in „Citizen Kane“ (1940) bedeutete zugleich Reklame für diesen eingebauten Teaser und ein Heraufsetzen des Standards. „Sunset Boulevard“ war zehn Jahre später ein einfacheres, aber ebenso wirkungsvolles Beispiel. Diese Zurückhaltung hielt bis in die späten 90er Jahre, als Filme wie „Pulp Fiction“ (1994) und „Memento“ (2000) immer neue dramaturgische Haken schlugen. Inzwischen wird die Technik des Zeitsprungs so hemmungslos übertrieben, dass der Effekt verpufft – vor allem bei Online-Serien und –Filmen. Der dämliche Fachbegriff „reverse chronology“ ist ein untrügliches Zeichen dafür, dass man mal für eine Weile damit aufhören sollte.

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