Werden Übersetzer wirklich so schlecht bezahlt?

Die unverzichtbare und künstlerisch anspruchsvolle Tätigkeit des Übersetzers wird weder ausreichend gewürdigt noch gut bezahlt, darüber herrscht allgemeine Einigkeit. Näheres dazu erzählten dem hr in Interviews Zwei, die es wissen müssen: Gisbert Haefs* und Conny Lösch.

Lösch räumt ein, dass sich hinsichtlich der Bewertung ihrer Tätigkeit viel getan hat: „In den 80er Jahren wurde noch  zwischen ‚hoher Literatur‘ und ‚Unterhaltung‘ unterschieden. Wer etwa Krimis übersetzte, wurde teilweise nur im Kleingedruckten genannt und ganz miserabel bezahlt.* Das war der Qualität der Übersetzungen wiederum nicht förderlich.“
Aber wieviel bekommt man heute?
„Pro Normseite wird ein Honorar vereinbart, dass zur Zeit zwischen 14 und 25 Euro liegt. – 14 Euro ist eigentlich absolut indiskutabel, unabhängig vom Inhalt, aber ich weiß, dass das vereinzelt noch so gemacht wird. Ab 20 Euro kann man sich damit blicken lassen. Es können noch Tantiemen dazukommen …“ Gisbert Haefs gibt zu bedenken: „Wer einen 400-Seiten-Roman übersetzt und für eine Seite karge 15 Euro bekommt, hat 6000 Euro verdient. Der unbekannte deutsche Autor, der einen 400-Seiten-Roman schreibt, kann froh sein, wenn er auch nur halb so viel als Vorschuss bekommt. Ich glaube auch, Verlage würden sowohl Übersetzern als auch Autoren gern mehr bezahlen, wenn sie denn könnten. Einer meiner dickeren historischen Romane kostete vor der Einführung des Euro 45 Mark. Damals kostete die Pizza 7 Mark. Die kostet heute 7 Euro, ein vergleichbares Buch 19 Euro 95. Der Kuchen von dem Autoren / Übersetzer / Herstellung / Verlage / Buchhandel leben können, ist immer kleiner geworden.“
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* Siehe auch https://blog.montyarnold.com/2022/04/08/20400/
** Ein prachtvolles Beispiel aus den frühen 70er Jahren läuft in diesem Blog als Serie: https://blog.montyarnold.com/2021/10/06/19056/

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