Aging Out … und wie frau damit umgeht

Einer der Gründe, die die Schauspielerin Grace Kelly Mitte der 50er Jahre bewogen haben, ihre kurze und überaus glanzvolle Karriere in Hollywood aufzugeben und als Fürstin nach Monaco zu wechseln, soll der in der Filmindustrie grassierende Jugendwahn gewesen sein. Dabei schreckte sie (sie drehte ihren letzten Film mit Mitte 20) nicht etwa die Sorge, gar nicht mehr besetzt zu werden. Ihr missfiel die Aussicht, jedes Jahr früher und immer früher vor Drehbeginn in die Maske gehen zu müssen, wie man ihr diskret in Aussicht stellte. Aus ähnlichen Motiven zog sich – das noch berühmtere Beispiel! – „die Göttliche“ Greta Garbo augenblicklich von der Leinwand und aus der Öffentlichkeit zurück, als sie ihren ersten Flop auf der Leinwand erlebte. (Beide Schauspielerinnen haben übrigens später kurzzeitig mit Comebacks geliebäugelt.)
Bereits mit 35 Jahren, so die amerikanische Faustregel, beginnt man als als weiblicher Filmstar altersbedingt an Wert zu verlieren. In Deutschland kommt man zu einem adäquaten Ergebnis. Das Institut für Medienforschung der Universität Rostock stellt in seiner Studie über Geschlechtervielfalt in Film und Fernsehen fest, dass bei der ü60-Rollenvergabe 29% Frauenrollen 71% Männerrollen gegenüberstehen. Auch hier werden die Kolleginnen bereits mit Mitte 30 allmählich aussortiert. Zwar lehnt sich das Independentkino in Einzelfällen gegen diese Gesetzmäßigkeit auf, doch Filme wie „Nomadland“, für den die 64jährige Frances McDormand einen Oscar bekam, oder „Meine Stunden mit Leo“, in dem sich Emma Thompson gegenüber einem jugendlichen Callboy sehr verklemmt in Szene setzt, unterstreichen das Problem mehr als sie es wiederlegen: diese Portraits sind keine Beispiele für ein beiläufiges Älterwerden wie es uns alle ereilt, wenn wir lange genug durchhalten.

Zwei Divenkarrieren aus Hollywood stehen sinnbildlich für zwei diagonal unterschiedliche Arten, dem eigenen Alter vor der Kamera zu begegnen. Joan Crawford und Bette Davis waren schon im frühen Tonfilm zu Konkurrentinnen aufgebaut worden und spielten an der Schwelle zum Greisenalter 1962 gemeinsam in dem satirischen Horrordrama „Whatever Happened To Baby Jane?“. Darin ist ihr weiterer Weg vorgezeichnet. Joan Crawford (Opferrolle) leugnete ihre verblühende Schönheit und rutschte ins Trash-Kino ab, wo sie – nicht ohne Häme – von ihren Regisseuren der unfreiwilligen Komik preisgegeben wurde. Ihr Niedergang lässt sich schon an den Filmtiteln ablesen. Auch Bette Davis, die schon in „Baby Jane“ (in der Täterrolle) Mut zur Hässlichkeit bewiesen hatte, haderte mit ihrem Bedeutungsverlust, behielt ihre Wirkung jedoch selbstmitleidslos im Blick und setzte immer wieder schauspielerische Glanzlichter.
Eine der längsten Karrieren überhaupt war Angela Lansbury vergönnt, deren Typ sich jahrzehntelang kaum veränderte. Sie war frühzeitig bereit, die Mütter gleichaltriger oder älterer Männer zu spielen.  

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