Doktor Dolittle – Die Zeichentrickserie
Im Rückblick erscheint mir das Kinderfernsehen der 70er Jahre als ein Füllhorn, aus dessen Inhalt ich bis heute einen Teil meiner Vitamine beziehe. In diesem reichhaltigen Obstsalat spielte „Dr. Dolittle“ nur eine Nebenrolle. Die Qualität dieser Zeichentrickserie reichte nicht an meinen persönlichen Kanon der 18-Uhr-20-Klassiker heran. Trotzdem bedaure ich sehr, dass es nie eine Wiederholung gab, die mir erlaubt hätte, meine Erinnerungen aufzufrischen – oder endlich das lustige U-Boot der Piraten abzuzeichnen. Die Chancen stehen heute so schlecht wie nie zuvor. Der Held wurde von einer Piratenbande verfolgt, die sich – wie für solche Charaktere üblich – aus fiesen Knilchen aus aller Herren Länder, besonders aus der Karibik, zusammensetzte. Über einen der Ganoven haben wir Schulkinder uns besonders köstlich amüsiert: über den dicken vertrottelten Kollegen „Schweinebacke“, der die obligatorische Augenklappe trug. Der Piratenkapitän, der in meiner Erinnerung eher wie ein Mafia-Gangster aussieht, trug einen Ohrring … Diese Mannschaft wäre heute eine fabelhafte Shitstorm-Steilvorlage.
Dr. Dolittle war ein eleganter Herr mit Schnurrbart (genauso hat Phileas Fogg einer anderen nie wiederholten Trickserie jener Jahre ausgesehen: „In 80 Tagen um die Welt“). Damit wich die Produktion erheblich von der äußeren Erscheinung ab, die der Autor der Buchvorlage von 1920 ihm gegeben hatte. Der Amerikaner Hugh Lofting hatte Dolittle in seinen Illustrationen als kleinen dicken Mann mit Mondgesicht und Knollennase gestaltet (ein Design, das einige Jahre später in einer ganz anderen Serie umgesetzt wurde: „Doctor Snuggles“).
Das ZDF produzierte für „The Further Adventures Of Doctor Dolittle“ noch eine realgefilmte Rahmenhandlung, in der der jugendliche Assistent des Doktors als ergrauter Seebär Rückschau hält. Es war das erste Mal, dass mir der Schauspieler Hans Hessling Freude bereitete.
Die Abenteuer des Doktor Dolittle gehörten lange Zeit zu den beliebtesten angelsächsischen Kindergeschichten. Sie erzählen von einem Mediziner, der lernte, mit den Tieren zu sprechen und der darüber zum Veterinär wurde. Menschen mag er nämlich nicht besonders. Dieser Subtext ist mir in der Trickserie völlig entgangen. Vielleicht war er aber auch gar nicht darin angelegt – wie gesagt, meine Erinnerung ist verschwommen. Bei der nächsten Begegnung mit dem Stoff war diese Botschaft deutlicher herausgearbeitet.