Unnützes Wissen zum Tode von Henry Kissinger

In den Jahren zwischen seinen beiden Ehen (1964 bis 1974) gönnte sich Henry Kissinger eine Reihe medienwirksamer Affären. (Aus dieser Zeit stammt sein berühmter Ausspruch, dass Macht das beste Aphrodisiakum sei.) Rückblickend erscheint die Liste der Damen seiner Wahl – mehrheitlich Personen des kulturellen bzw. medialen Lebens – wie eine geschickte Maßnahme, um sich auch in den Ressorts jenseits des Politik-Teils zu verankern.

Persönlich zum Leinwandhelden aufgestiegen ist Henry Kissinger kaum. Immerhin: in Oliver Stones überlangem Kolportage-Porno „Nixon“ durfte er nicht fehlen.
Der Titelheld, Kissingers Chef und US-Präsident Richard Nixon, wurde von einem fehlbesetzten Charakterdarsteller verkörpert. Anthony Hopkins war wenige Jahre zuvor als fiktiver menschenfressender Psychiater Hannibal Lecter zu später Berühmtheit gelangt und wird seither gern mit der Darstellung historischer Figuren betraut, denen er überhaupt nicht ähnlich sieht. Ähnlich wie später bei „Hitchcock“ sah er auch hier nach Stunden in der Maske weder wie er selbst noch wie seine Rolle aus. Das war im Falle von Richard Nixon, dessen Gesicht dem Kinopublikum von 1995 noch gut erinnerlich war, ein echtes Manko.
Kissinger hat es besser getroffen: er wurde von Paul Sorvino mit der nötigen Gravitas gespielt und bekam sogar eine passende und passend radebrechende Synchronstimme, den ehemaligen New Yorker Opernbass Donald Arthur.
Kissinger war dennoch unzufrieden mit dem Film und adelte ihn, indem er in einem Zeitungs-Gastbeitrag die Fehler aufzählte, die seine Leinwand-Persona von ihm trennten. So habe er zum Beispiel niemals geraucht und hätte sich auch nie darauf eingelassen, mit Nixon zum Beten niederzuknien, wie es der Film kurz vor Schluss vorführt.
Kissinger wird sich nicht so sehr darüber geärgert haben. Zwanzig Jahre nach seinen Affären mit Ingeborg Bachmann, Liv Ullmann oder der Bond-Lady Jill St. John tauchte der alte Fuchs nun auch noch im Feuilleton auf.

… und im Comic, hier in einer Satire von Al Capp

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