Meine schönsten Hörbuch-Erlebnisse des Jahres: Gert Westphal liest „Das Parfum“

Gert Westphal hat mit Vorliebe die ganz großen, zeitlosen Literaturklassiker eingelesen. „Das Parfum“ ist ein modernes Beispiel, dem man seine Jugend nicht anhört, weil der Autor Patrick Süskind es mit großer Meisterschaft auf die stilistische Patina des 18. Jahrhunderts anlegt. Was kann schon schiefgehen, wenn der König des literarischen Vortrags sich einen der grandiosesten historischen Romane der Jahrhundertwende vornimmt? Nichts! Diese Lesung ist ein Hochgenuss! 
Westphals Könnerschaft erlaubt es ihm, sich in den emotionalen Strudel, den der Text vor uns auftut, ohne jede Scheu hineinzustürzen. Und uns mitzureißen, wo uns als Selbstleser hie und da die Möglichkeit bliebe, etwas langsamer umzublättern, um die Wüstigkeit der Geschichte besser zu verkraften.
Die Wiederbegegnung mit diesem Buch nach so langer Zeit (unterdessen entstand eine Verfilmung, die die den Stoff bei aller notwendigen Glättung und Verknappung sehr gut umsetzt) hat mich erstmals auf den Gedanken gebracht, dass wir es bei dem triebhaften Riech-Mutanten Grenouille mit einem Autisten zu tun haben; das ist eines jener Krankheitsbilder, die Mitte der 80er Jahre nur Spezialisten bekannt waren und die inzwischen als selbstdiagnostiziertes Wischiwaschi-Syndrom beim nichtstudierten Volksmund Karriere gemacht haben.
Und außerdem fiel mir auf … ach was, hören Sie selbst!

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