Kein Mucks! – Das Orchester spielt!

betr.: 55. Jahrestag der ersten Folge von „Der Kommissar“ / Sonderausgabe des Podcasts „Kein Mucks“

Unter dem Titel „Kein Mucks in Concert“ präsentiert Bastian Pastewka in der aktuellen Folge seines nostalgischen Hörspielkrimi-Podcasts ein bemerkenswertes Ereignis: das WDR-Funkhausorchester spielt Krimimusik, und der vollbesetzte große Sendesaal freut sich.
Ganz so hörspielaffin-verwegen wie es mich Anmoderation und Infotext glauben machten, war das Programm leider nicht. Bis auf eine Ausnahme – eine eigens eingerichtete Suite mit „Paul Temple“-Zwischenmusiken (arrangiert von Max Knoth) – wurde nur Film- und Fernseh-Repertoire gespielt. Über mehr richtige Hörspielmusik hätte ich mich vielleicht noch mehr gefreut. Doch auch so war die Musikfolge – Hut ab! – sehr pfiffig ausgewählt! Die allzu erwartbaren Titel wurden vermieden, wenn man einmal vom unverwüstlichen „Miss Marple’s Theme“ absieht, für das sich Pastewka beinahe entschuldigte. Das Programm orientierte sich an der Krimi-Situation der alten Bundesrepublik – passend zum Charakter des Podcasts – und spielte als weitere Uraufführung eine Suite aus „Das Halstuch“, wiederum nach Vorlagen von Hans Jönsson. Auch sonst war das Programm originell und überraschend.

Diese Besprechung versteht sich als großes Lob und als Aufforderung: unbedingt anhören!
Meine Kritik entzündet sich nur an Kleinigkeiten. Zunächst einmal sind die Arrangements mit 65 Orchesterstimmen einfach zu pompös und transparent für ein Repertoire, das naturgemäß in kleiner Besetzung gespielt wurde: es jazzt einfach nicht. Die „Kommissar“-Titelmelodie etwa klingt so sphärisch und overdressed, als würde sich Placido Domingo an „Smoke On The Water“ versuchen. Dass sich Bastian Pastewka in seiner Moderation über den skurrilen Mief der alten Krimis immer wieder lustig macht, ist dankbar und obligatorisch. Doch in den Jahren, die der Podcast nun existiert, hat sich seine Präsentation weiter und weiter vom ursprünglichen zärtlichen Ansatz entfernt. Im Konzert hat sie bereits etwas Gehässiges – vermutlich, um dem Saalpublikum wohlfeil entgegenzukommen. Wer unvorbereitet in diesen Mitschnitt gerät, könnte sich fragen, was uns eigentlich Woche für Woche für diese törichten und obendrein nicht sonderlich spannenden Klamotten einnehmen sollte. (Unter uns: es sind wirklich ein paar gute dazwischen!)
Und auf die Frage, in wie vielen Filmen Margaret Rutherford die Miss Marple gespielt hat, muss die Antwort natürlich lauten: fünf. Dass der selbsternannte Ober-Nerd der Nation Pastewka einen solchen Fehler macht – und sich den herrlichen Effekt dieser Fangfrage entgehen lässt – lässt mich (pardon!) völlig im Dunkeln tappen.   

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