Kannste knicken! – Musste knicken …

betr.: Das Prinzip des Gegenpols

Wir haben uns angewöhnt, literarische Werke unter den beiden großen Kategorien der Romantischen und der Realistischen abzulegen. Eine solche Polarität findet sich in allen Spielarten der Kultur (abstrakte Malerei – naive Malerei, Komödie – Tragödie …) oder wird dort eigens eingerichtet und wieder in Frage gestellt (E-Musik – U-Musik, katholisch – evangelisch …). Im Comic ist das heitere Element schon im Oberbegriff angelegt, denn er hat sich aus der Karikatur (einer humoristischen Kunstform) heraus entwickelt, die an ein rein erwachsenes Publikum gerichtet war. Erst als er die jugendlichen Zielgruppen in den Blick nahm, mit denen man ihn heute vor allem assoziiert, bildete sich ein realistischer zeichnerischer Ansatz heraus, und prompt wurden die komischen Zeichenstile, die der ursprünglichen Linie folgten, eigens etikettiert: sie hießen nun „Funnies“.
Wir lieben das Gefühl der Ordnung, das eine frühzeitige Aufteilung in zwei Gegenpole uns verschafft – eine kurze Verschnaufpause, bevor wir diese Hälften weiter ausdefinieren. Entsprechend bemerkenswert (oder irritierend) ist es, wenn ein solcher Knick unterbleibt.
Im Französischen ist jeder Schauspieler ein „comédien“. Das gefällt mir persönlich sehr gut, denn wenn mich eine tragische Performance wirklich bewegt hat, fühle ich mich so erfrischt, als hätte ich zwei Stunden lang herzlich gelacht.

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