Dass vertrödelte Zeit Kosten verursacht und gesparte Zeit auch Geld einspart, werden wir alle schon erlebt und empfunden haben. Zeit ist bekanntlich Geld. Aber ist Geld auch Zeit?
Nicht ganz.
Wenn ich vergeblich auf jemanden warte, der sich für einen Termin angesagt hat, verschwendet er meine Zeit. Selbst wenn er diese ausgefallene Stunde bezahlt, ändert das emotional nichts an der Situation, in die ich gebracht wurde. Dass er sein Geld ebenfalls verschwendet hat, macht diese Unannehmlichkeit nur buchhalterisch wieder wett. Sein Geld lässt sich ersetzen (bei einem solchen Betrag geschieht das sogar automatisch), meine Zeit nicht. Die ausgefallene Stunde wird nicht wiederkommen.
Mit leuchtet ein, dass man für die beschriebene Empfindlichkeit besonders anfällig ist, wenn man seinem Gewerbe mit Hingabe („Liebesmüh“) nachgeht. Als Künstler passiert das eher als in einem Beruf, der insgeheim und insgesamt als Verschwendung von Lebenszeit empfunden wird.
Im Sommer 1950 arbeitete der Raymond Chandler mit dem in einer kleinen Krise steckenden Regisseur Alfred Hitchcock am Drehbuch für „Der Fremde im Zug“ – eine für den Schriftsteller ermüdende und frustrierende Erfahrung – obwohl er am Beginn eines Beschwerdebriefes beteuert, dem Regisseur „nicht gram“ zu sein, „da solches Verhalten zur normalen Verderbtheit Hollywoods zu gehören scheint (…) Aber (…) warum um Himmelswillen machten Sie sich (…) überhaupt die Mühe, zu mir zu kommen? Was für eine Geldverschwendung! Welch eine Vergeudung von Zeit! Zu sagen, ich sei gut dafür bezahlt worden, ist keine Antwort. Niemand kann angemessen dafür bezahlt werden, dass seine Zeit vergeudet wird.“
Chandler erhielt eine Wochengage von 2500 Dollar und durfte (siehe oben) im Homeoffice arbeiten, seinem schmucken Anwesen in La Jolla.