Sehnsucht nach dem nächsten Barbenheimer

Das Kunst- und Kofferwort „Barbenheimer“ ist eine Sprachschöpfung des zurückliegenden Kinojahres. Wie man sich erinnert, starteten am selben Tag zwei teure Großproduktionen aus Hollywood, die einander in der Gunst der Publikums eigentlich hätten gefährlich werden müssen: „Barbie“ und „Oppenheimer“. Doch die beiden Filme waren so unterschiedlich und machten das Publikum schon unabhängig voneinander so neugierig, dass der Hype den Gedanken beförderte, man sollte sich einfach beide anzuschauen, um das „Barbenheimer“-Phänomen umfänglich verstehen zu können.
Also liefen sowohl die Interessenten der Geschichte des Vaters der Atombombe J. Robert Oppenheimer in den Film über die berühmteste weibliche Spielzeugfigur als auch umgekehrt. Anstatt sich zu kannibalisieren – wie es etwa zwei kurz hintereinander gestartete Superheldenfilme getan hätten – trieben das zeitgeschichtliche Drama und die pseudofeministische Spielzeugkomödie einander zusätzliches Publikum zu. Zusammen spielten beide Produktionen weltweit fast zweieinhalb Milliarden Dollar ein und sorgten in Nordamerika für fast ein Zehntel der gesamten Kinoeinnahmen 2023.
Dieser Erfolg tröstete Hollywood im tiefen Tal seiner bisher schwersten Krise: einer zunächst qualitativen und in der Folge auch kommerziellen Phase großer Sorge und Verunsicherung. (Angeblich gab es Ende der 60er Jahre schon mal eine ähnliche finstere Zeit, aber die Mainstream-Flops kurz vor dem Beginn von → „New Hollywood“ wirken inhaltlich geradezu gediegen im Vergleich mit dem Hollywood-Trash der 2000er Jahre.)

Die Hoffnung, ein solcher Doppel-Knaller könnte sich wiederholen oder künftig sogar planen lassen, ist mit Händen zu greifen.

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