Die blöde Kiste

Die volkstümliche US-amerikanische Bezeichnung für das Fernsehen / den Fernsehapparat „Idiot Box“ ist noch boshafter als das deutsche Parallelwort „Glotze“. Sie macht deutlich, wie tief zu jeder Zeit auf dieses Medium herabgeblickt wurde. Die längste Zeit war der Film das edlere mediale Gegenstück, inzwischen sind es die nicht-linearen Angebote, die dem Fernsehen alles verdanken (was sie nicht dem Film verdanken) und die aber weder im Sprachgebrauch noch in der Wahrnehmung durch das Publikum dem Fernsehen zugerechnet werden. Parallel dazu lässt das Fernsehen nichts aus, um sich seinen schlechten Ruf immer neu zu verdienen.
Hin und wieder wird der Begriff „Idiot Box“ auch angewandt, um das beinahe quadratische Bildformat zu bezeichnen, auf das Breitwandfilme in den 50er Jahren heruntergeschnitten wurden, wenn sie nach ihrer Kino-Auswertung im Fernsehen liefen, um sie an den Bildschirm anzupassen. – Das Gegenstück dazu ist der Begriff „Letterbox“ (ursprgl. „Letter-Box“) für das Extreme Breitbildformat (1:2,351, auch „Scope-Format“). – Mit der Verbesserung der Wiedergabequalität der privaten Bildschirme ging man dazu über, die Cinemascope-Balken mit zu übertragen, doch das war nur ein weiterer Kompromiss.
Inzwischen ist das Fernsehbild seinerseits in die Breite gegangen – immerhin auf 16:9 – und rächt sich an sich selbst, indem es die eigenen klassischen Inhalte bei der Wiederholung in der Höhe verstümmelt, um sie dem Breitbild anzupassen*, was nebenbei dazu führt, dass das Bild unschärfer wird.

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* Siehe dazu: https://blog.montyarnold.com/2014/09/13/enthauptungen-2/

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