Immerhin „im Hitchcock-Look“

betr.: 40. Jahrestag der deutschen Uraufführung von „The Prize“ („Der Preis“ / „Kein Lorbeer für den Mörder“)

„The Prize“ ist ist eine jener Komödien der 50er und 60er Jahre, die die Fernsehansagerinnen meiner Kindheit immer als „turbulent“ anzukündigen pflegten. In dieser Gruppe gehört er wiederum zu denen, die seltsamerweise nicht funktionieren. Warum seltsamerweise? Weil oberflächlich betrachtet alles stimmt: eine Starbesetzung, ein etwas absurder Krimi-Plot, der niemandem wehtut, der unwiderstehliche Technicolor-Look und das sorglose Tempo jener Ära. Und dann hat auch noch Ernest Lehman das Drehbuch geschrieben.
Einige Kritiker haben halblaut angemerkt, der Film erinnere sie ein wenig an Hitchcocks „North By Northwest“, dessen Drehbuch ebenfalls von Lehman stammte und in dem ebenfalls Leo G. Carroll mitspielte (sowie Diane Baker, die kurz danach in „Marnie“ aufrat).
Weitaus deutlicher erinnerte mich (Jahre später vor dem Bildschirm, wie gesagt) „Kein Lorbeer für den Mörder“ aber an einen anderen Hitchcock. Der kam zwei Jahre später heraus und sieht „The Prize“ so ähnlich, dass man beide miteinander verschneiden könnte. Die Rede ist natürlich von „Torn Curtain“, in dem Hauptdarsteller Paul Newman eine ähnlich kleinteilige Kette von Abenteuern erlebt (einige davon in Stockholm, dem nämlichen Schauplatz) und der als Thriller ähnlich kleinteilig-konfus vor sich selber herläuft.
Als ich „The Prize“ zum ersten Mal sah, dachte ich: „Wer hat denn hier wieder so schamlos bei Hitchcock geklaut?“ – bis mir ein Blick in die Fernsehzeitung klarmachte, dass die Reihenfolge nicht stimmt.
Aber – und darum geht es mir hier im Grunde: mit Hitchcock-Verweisen wurde nur allzu gerne um sich geworfen, wenn sich magere Krimis (meistens handelt es sich um Krimis oder Krimiklamotten) vom Schimmer des unerreichbaren Ideals des Meisters etwas abgreifen wollten.
Zugegeben: „Torn Curtain“ eignet sich für diese Bemühung nicht, weil es sich um den schwächsten Beitrag aus Hitchcock Spätwerk handelt. Bill White fand in „Video Eyeball“ die trefflichen Worte, um ihr ein Ende zu machen: „Das einzige, was hier [in „The Prize“] vage an Hitchcock erinnert, sind die schlampigen Rückprojektionen, die uns weismachen wollen, die Schauspieler befänden sich in Schweden, nicht in Hollywood.“

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