Endlich auch mal gesehen: „Dark Star – Finsterer Stern“

betr.: Schließung einer persönlichen Bildungslücke

Ein Raumschiff gleitet durchs Weltall, begleitet von den fröhlichen Klängen eines Country & Western-Songs. Vier Männer vom Typ „Öko-Schluffi next door“ (drei Astronauten und ein Passagier wider Willen) sind auf einer jahrelangen Mission, und es sieht entsprechend versifft aus. Auch die Technik nutzt sich immer weiter ab, und ein rundes Alien mit Hühnerfüßen, das einer der Astronauten unbedingt als Haustier behalten wollte und das von den anderen als „nichtsnutziges Hüpfgemüse“ verspottet wird, gerät außer Kontrolle und sorgt zunehmend für Misslichkeiten. Richtig gefährlich wird es, als eine der Bomben, die eigentlich instabile Planeten zerstören sollen, sich entschließt, gleich an Bord zu explodieren. Gutes Zureden hilft nicht, denn das Ding ist intelligent und hat seinen eigenen Kopf; heute würde man von einer KI sprechen …

Nicht erst in dieser Szene, gleich in der ersten Minute wird uns klargemacht, dass es sich a) um einen Jux handelt und b) ganz speziell „2001: Odyssee im Weltraum“ durch den Kakao gezogen wird. Wenn man den Film nun Jahre später sieht, muss man außerdem an „Alien“ denken, der uns eigentlich immer so vorkam, als hätten wir dort erstmals gesehen, wie unaufgeräumt, dreckig und uncool das Innere eines Raumschiffs aussehen kann, das uns ja stets als exklusiver, bei „Raumschiff Enterprise“ sogar recht gemütlicher Arbeitsplatz gegolten hat. Nun stellen wir fest: Dan O’Bannon, der an den Drehbüchern beider Filme mitarbeitete, hat es schon früher gewusst. (Dazwischen hatte es noch „Lautlos im Weltraum“ gegeben, der einen ähnlichen innenarchitektonischen Ansatz hat.)
„Dark Star“ ist ein sehr sympathischer Film, doch seine genrespezifische war 1974 schon ein alter Hut; die erwähnte TV-Serie hat das schon früher und besser gemacht. Die damaligen Kinogänger sahen ihn natürlich vor dem Hintergrund einer Flut von Science-Fiction-Trash, in dem die Reihe beachtlicher Klassiker, die dieses Genre ebenfalls hervorgebracht hatte, aus dem Blickfeld gerutscht war. Hinzu kommt, dass die Grenzen zwischen Elend und Größe im SF-Kino häufiger in beide Richtungen verschoben worden sind als in jeder anderen Sparte.

Der beste Grund, sich „Dark Star – Finster Stern“ heute anzusehen, ist vermutlich, dass es sich um ein Frühwerk von John Carpenter handelt, der erst vier Jahre später mit „Halloween“ so reich und berühmt wurde, dass er sich einen edleren Look leisten konnte. In der Tat zog dessen Erfolg auch „Dark Star“ mit sich, der bis dahin eine Art Geheimtipp für Enthusiasten gewesen war.
Immer wieder erstaunt die Pfiffigkeit, mit der „Dark Star“ die Beschränkungen von Bastelkeller und Pappkulisse überwindet. Doch der Look ist so schrabbelig und improvisiert, dass er uns Heutigen zuweilen den Blick auf die Tricksequenzen verstellt, die für ihre Verhältnisse gar nicht so übel waren.
Auch der Humor ist nicht gut gealtert. Die Witze sind entweder so gut, dass wir sie inzwischen zu oft gehört haben, oder sie waren schon immer flach. Der welke Strandball, der das bockige Alien spielt, ist allenfalls beim ersten Anblick lustig, danach ist er nur noch ein lästiges Billig-Requisit. Die Darsteller wirken sämtlich wie hilfsbereite Homies, die aus Nettigkeit mitspielen und dann zu ihrem jeweiligen Hauptberuf zurückkehren. Und ihre althippiehafte Surfer- bzw. Rockerromantik ist für mich persönlich keine Option, um mich aus diesen Niederungen herauszutragen.

Dieser Beitrag wurde unter Film, Rezension, Science Fiction abgelegt und mit , , , , , , , verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert