Wie sublim ist Subliminal Advertising?

Subliminal Advertising = unterschweillige (Werbe)botschaft.

In der „Columbo“-Episode „Ein gründlich motivierter Tod“ („Double Exposure“) wird dieser einst heiß diskutierte medienpsychologische Effekt als Modus operandi vorgeführt: der Mörder schneidet in einen Film ein Einzelbild hinein, das der Betrachter gar nicht bewusst wahrnimmt, das dessen Unterbewusstsein jedoch manipuliert und ihn in eine tödliche Falle laufen lässt. (Leider erklärt der eitle Kerl dem Inspektor diesen Trick und wird schließlich auf die selbe Weise dazu verleitet, sich überführen zu lassen.)
Um die Zeit der Erstausstrahlung des Krimis (Ende 1973) wurde diese Methode heiß diskutiert. Tests ergaben, dass man auf diese Weise Werbebotschaften in Filme und TV-Übertragungen hineinschummeln könnte, die von keiner prüfenden Instanz entdeckt und beanstandet würden und die dennoch das Publikum dazu verleiteten, einen plötzlichen Heißhunger auf Fast Food zu entwickeln.

Die Wikipedia erklärt, dass diese Form der unterschwelligen Werbung (engl. „hidden persuader“), die aufgrund der Kürze ihrer Botschaften auch bei angespannter Aufmerksamkeit nicht bemerkt werden kann, mittels Tachistoskop eingeblendet werden muss (was auch immer das sein mag). In der Tat mogelt der „Columbo“-Film bei seiner Darstellung der Tat, wie sich auf den heutigen Abspielgeräten mühelos nachweisen lässt (das damalige TV-Publikum hatte diese Möglichkeit nicht).

In „By Sidney Lumet“* deutet der berühmte Regisseur an, die „Kreativen“ mit seinem Drama „The Pawnbroker“ (1965) auf diese Idee gebracht zu haben.
Der Film handelt von einem schwer traumatisierten Holocaust-Überlebenden in Amerika. Eine Fahrt in der schmuddeligen New Yorker U-Bahn lässt ihn an den Transport nach Auschwitz denken. Die Erinnerung sucht in besonders übel heim, weil er sich so sehr bemüht, sie zu unterdrücken. Lumet unterschneidet den Blick auf die Fahrgäste immer wieder schlaglichtartig mit solchen Waggonszenen. Diese Schnipsel sind lang genug, um von uns wahrgenommen zu werden, aber so kurz, dass sie (als Unterbrechung der laufenden Bilder) irritierend wirken und – jenseits ihrer verstörenden Botschaft – unseren Widerwillen erregen.

Die Wirksamkeit unterschwelliger Botschaften wurde immer wieder in Frage gestellt, zumal die Wahrnehmungsschwelle nicht bei allen Menschen gleich ist. Ein Argument, das für sie spricht, ist seinerseits unumstritten: am besten funktioniert Werbung, die gar nicht erst als solche erkannt wird. Das gilt auch und ganz besonders für politische Propaganda.
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* Diese großartige Dokumentation von Nancy Buirski ist zur Zeit in der arte-Mediathek abrufbar, ohne im linearen Programm aufgetaucht zu sein. Sie setzt einiges an Vorwissen voraus, aber das sollte für einen Kulturkanal (der einzige in deutscher Sprache zurzeit) doch kein Grund sein, sie nicht auszustrahlen (zumal sie auch für Quereinsteiger ein Gewinn ist!).

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