Du sollst nicht für dumm verkaufen

betr.: Schreiben für jugendliche Zielgruppen

Wer als Autor für Kinderfunk und -fernsehen tätig ist, kennt die Sorge der Programmverantwortlichen, das Publikum zu überfordern. Sie ist grundsätzlich unbegründet, denn Kinder wissen ja, dass sie noch nicht alles wissen und sind darauf vorbereitet, ein Wort zum ersten Mal zu hören. (Idealerweise nehmen sie es zum Anlass, mit den Erwachsenen in ihrem Haushalt ein Gespräch zu führen.) So einleuchtend ich dieses Argument finde, so sinnlos ist seine Anbringung im Kundenkontakt. Redakteure – und ganz besonders Redakteurinnen – gehen bei ihrer Zielgruppe von einer Schlichtheit aus, die ich mir gar nicht ausmalen möchte. Gerade deshalb nicht, weil mir die Wichtigkeit meiner eigenen Medien-Früherziehung bewusst ist. Ein Großteil dessen, was mir da präsentiert wurde, war ursprünglich „für Erwachsene“: im Fernsehen Warner-Cartoons, Laurel & Hardy und Verfilmungen von eigentlicher Erwachsenenliteratur: Hauff-Märchen, „Die Schatzinsel“, „Gullivers Reisen“ und solcherlei. Mit lupenreinen Kinderhörspielen konnte ich angesichts dessen nie etwas anfangen.

Unerwartet springt mir nun im SZ-Interview ein beliebter und bestens vernetzter Fachmann bei.  „Werden Kinder nicht ernst genug genommen?“ wird „Checker Tobi“ alias Tobias Krell gefragt. „Vielleicht wird der Unterschied zwischen Kindern und Erwachsenen viel zu oft gemacht. Auf meinen Bereich bezogen heißt es oft: Das ist ja nur Kinderfernsehen. Das ärgert mich, Kinder werden viel zu oft unterschätzt – und Medienangebote für sie gleich mit. Kinder sind kein Genre! Sie sind einfach nur ein anderes Publikum. Natürlich muss man auch für sie eine spannende Geschichte erzählen, müssen Inhalte Substanz haben. Das Erfolgsrezept unserer Sendungen ist, glaube ich jedenfalls, dass wir als neugierige Menschen versuchen, einem Thema nahezukommen. Ich bin kein Kind, und es wäre auch komisch, wenn ich so tun würde, als wäre ich eines. Ich stelle mich nicht dümmer als ich bin. Wenn ich bei einer Zahnärztin drehe, frage ich nicht: Warum muss man denn Zähneputzen? Ich sage: Kannst du mal erklären, was Zahnpasta genau macht? Das ist ein feiner Unterschied. Kinder fühlen sich bei uns nicht für blöd verkauft.“

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