Schauerliteratur

betr.: Halloween

Merkwürdigerweise gehörte es in der englischen Literatur immer zu guten Ton, ja gerade zur Pflicht, Gespenster und Horrorgeschichten zu schreiben. Erst die Fertigkeit, das Publikum auch die Kunst des Gruselns zu lehren, schien den Autoren den Respekt der Kritik einzutragen. Ob Dickens, Wilde, Conan Doyle oder Stevenson, sie alle trugen solche Geschichten zum Kanon bei, andere spezialisierten sich darauf oder werden heute aufgrund des jeweiligen Erfolges so wahrgenommen: Stoker, Macken oder Mary Shelley. Ganz anders in Deutschland, wo die Gespenstergeschichte spätestens seit den 1830er Jahren als anrüchig und trivial galt, als billiger Nervenkitzel. Schon wegen seiner Lebensdaten ist der 1871 geborene Hanns Heinz Ewers, heute salopp als „Stephen King des wilhelminischen Kaiserreichs“ einsortiert, längst nicht so bedeutend wie sein älterer Kollege, der (Grusel-)Klassiker E. T. A. Hoffmann (1776-1822).
Inzwischen beschäftigen diese nationalen Unterschiede in der Definition des Trivialen auch die moderne Forschung. War doch in Sachen phantastische Literatur die Welt in Deutschland bis Mitte der 1820er Jahre noch in Ordnung. Auch Goethe war sich nicht zu schade für Schauerballaden. „Der Erlkönig“ und „Der Zauberlehrling“ zählen heute sogar zu seinen populärsten Titeln.

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