Der John-Wayne-Effekt am Mikrofon

betr.: Vorbilder

In seinem 1982er Kurzfilm-Manifest über das falsche Spiel in den westdeutschen Filmen jener Zeit beschreibt Michael Klier, was Hollywood – mit dessen Filmen er aufwuchs – besser machte. Und wie sich das nach dem Film körperlich anfühlte: „In die Schauspieler verliebte man sich, in Gary Cooper oder James Dean, sie ahmte man nach, wenn man aus dem Dunkel des Kinos in den Alltag zurückmusste.“ Die Erklärung für dieses Phänomen, das er schon damals für erloschen hielt, fand er beim poetischen Theoretiker Béla Balácz: „(…) sie stellten immer den selben Menschen dar, sich selbst. Denn in ihrer Wirkung dominierte die körperliche Erscheinung. Sie tauchten als alte Bekannte in ihren neuen Filmen auf, und nicht sie nahmen das Antlitz der Rolle an, sondern umgekehrt. (…) das Publikum liebte nicht ihre Gestaltungskunst, sondern sie selbst, den Zauber ihrer Persönlichkeit. Freilich – auch die Fähigkeit, diese auszudrücken, ist Kunst.“
Ich habe dieselbe Star-Generation – mit ähnlicher Anteilnahme – vor dem Fernseher bewundert. Ich weiß nicht, ob man meiner Art, mich zu bewegen, ansehen konnte, wem ich gerade zugesehen hatte, wenn ich aus dem Wohnzimmer kam. Aber mit mir passierte das Beschriebene auf der akustischen Ebene. Und das ist noch heute so. Ich war und bin von der damaligen Synchronkunst in Bann geschlagen, ich denke mit den Stimmen von Martin Hirthe, Friedrich Joloff und Holger Hagen oder (ganz besonders) Friedrich Schoenfelder und Erik Ode, wenn ich sie in einem Film gehört habe. Ich imitiere ihr Idiom in den Selbstgesprächen, die ich in den folgenden Stunden führe, um meine Sprache zu schärfen. Und wenn ich beruflich einen Text zu lesen habe, der vom Typ her zu einem von ihnen passt, dann identifiziere ich mich mit seinem Sound. Das geschieht nicht im Sinne einer Parodie und auf einer Ebene, die man auf der Aufnahme nicht hört. Aber es leitet mich da hindurch wie ein Geländer, das ich jederzeit loslassen und wieder ergreifen kann. Es ist wie Magnetismus.

Dieser Beitrag wurde unter Fernsehen, Film, Mikrofonarbeit, Monty Arnold - Biographisches abgelegt und mit , , , , , , , , , , , , , , , verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert