Wer ist 300 und hüpft nicht mehr?

betr.: 300. Geburtstag von Giacomo Casanova / 100. Geburtstag von Hans Rosenthal

Zwei sehr runde Geburtstage fallen auf den heutigen Tag, und obwohl der jüngere von beiden, Hans Rosenthal, den älteren im medialen Echo vordergründig weit überholt, haben sich doch beide in den öffentlich-rechtlichen Mediatheken abgelagert und können in der nächsten Zeit mit Muße nachbetrachtet werden.
Zu Giacomo Casanova gibt es zwar kein neu produziertes Biopic, aber immerhin ein paar Programmschwerpunkte. Vor der Lesung des Schauspielers Martin Held (Berlin 1965) wird jedoch an anderer Stelle gewarnt, beruht sie doch auf der „bereinigten, total korrumpierten“ Übersetzung von Heinrich Conrad – so Kai Luehrs-Kaiser, ein ausgesprochener Fan der unbereinigten Casanova-Autobiographie.
Zu welcher sollten wir also greifen, wenn wir nicht den bequemen Weg zur unten erläuterten Lesung zurücklegen möchten?
Die auswahlweise Lesung von Otto Sander (2 mp3-CDs für c.a. 15 Euro), so höre ich, sei nicht nur gut vorgetragen, sondern arbeite auch mit der einzig verlässlichen Übersetzung von Heinz von Sauter, erschienen bei Propyläen.

Das online verfügbare Hörbuch von Martin Held findet sich hier:
https://www.ardaudiothek.de/sendung/giacomo-casanova-geschichte-meines-lebens/14327729/

In „Geschichte meines Lebens“ schildert Giacomo Casanova (1725 – 1798) auf mehr als viertausend Seiten die ersten 49 Jahre seines wechselvollen und ungewöhnlichen Lebens. Mit seinen Memoiren lieferte er ein umfangreiches und einzigartiges Sittengemälde des 18. Jahrhunderts. Sie gehören zur Weltliteratur.
Casanova wurde als Sohn eines Schauspieler-Paars geboren. Er studierte ab 1737 Theologie und Jura an der Universität Padua und erwarb 1742 den Titel des Doktors beider Rechte. 1755 wurde er in Venedig wegen „Schmähungen gegen die heilige Religion“ in den Bleikammern des Dogenpalastes eingekerkert, aus denen ihm 1756 seine berühmte Flucht gelang. Casanova reiste durch Europa und verkehrte in den höchsten Kreisen der Gesellschaft. 1757 gründete er die erste Lotterie Frankreichs und verdiente damit ein Vermögen. Ab 1758 benutzte er den selbstverliehenen Adelstitel „Chevalier de Seingalt“. 1760 ernannte ihn Papst Clemens XIII. zum „Ritter des goldenen Sporns“. Er hielt sich an den Höfen Friedrichs des Großen, Josephs II. und Katharinas der Großen auf, traf berühmte Zeitgenossen wie Voltaire, Johann Joachim Winckelmann, Benjamin Franklin oder Madame Pompadour. 1785 nahm der Sechzigjährige, mittellos und des Reisens müde, eine Stelle als Bibliothekar des Grafen Waldstein auf Schloss Dux in Böhmen an, wo er seine Memoiren schrieb.

In dieser Lesung hören Sie Auszüge aus dem ersten Buch der Memoiren in der Übersetzung von Heinrich Conrad.
Lesung mit Martin Held
Produktion: SFB 1965

1. Casanova berichtet von seinen Eltern und den Kindheitsjahren. Seine erste Erinnerung ist: Als die Großmutter mit ihm wegen seines Nasenblutens nach Murano bei einer Hexe vorspricht. Sechs Wochen danach stirbt sein Vater. – 28 min.

2. Als Junge muss Casanova weg von zu Hause, nach Padua, wo er bei Dr. Gozzi wohnt. Seine erste Liebe findet er bei dessen erst 14-jährigen Schwester Bettina. Casanova erlebt Eifersucht, aber auch tiefe Zuneigung. – 37 min.

3. Mit 15 Jahren kehrt Casanova zurück nach Venedig. Senator Malipiero protegiert ihn und bereitet ihn auf eine kirchliche Laufbahn vor. Doch Eitelkeit und die Liebe machen alle Pläne zunichte. – 29 min.

4. Vor seiner ersten Predigt speist Casanova ausgiebig mit dem Grafen Monte Realo, steigt also mit vollem Magen und leeren Kopf auf die Kanzel. Das geht gründlich schief, und er entsagt dem Beruf des Predigers endgültig. – 25 min.

5. Als 17-Jähriger ist Casanova unglücklich verliebt. Die Schwestern Nannetta und Martina arrangieren ein heimliches Treffen mit Angela. Eine ganze Nacht versucht der Liebestolle, sie von seiner Liebe zu überzeugen. – 35 min.

6. Auf einer Reise von Neapel nach Venedig teilt sich Casanova eine Kutsche mit einem Advokaten, dessen Frau und ihrer Schwester. Die Ehefrau gefällt Casanova außerordentlich, das scheint auf Gegenseitigkeit zu beruhen. – 29 min.

7. In Ancona lernt Casanova eine Schauspielerfamilie kennen: zwei hübsche Mädchen, ein Junge, der als Tänzer auftritt und ein Kastrat. Bellino aber gibt sich so anmutig, dass Casanova glaubt, er ist in Wahrheit ein Mädchen. – 43 min.

8. Um sich Geld für das Glücksspiel zu beschaffen, will Casanova in Treviso einen Diamanten versetzen. Auf der Fahrt dorthin trifft er Christina. Sie hat mit ihrem Onkel in Venedig einen Ehemann gesucht – erfolglos. – 44 min.

Verfügbar bis 28. September 2025

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