„Neuland“ für Daumier

betr.: 137. Todestag von Honoré Daumier

Auf dem Père Lachaise in Paris, inmitten der Marmorbüsten und bronzenen Palmenzweige, womit die Gräber geschätzter Erdenbürger ausgezeichnet sind, liegt die schmucklose verwitterte Steinplatte, die den Namen Honoré Daumier trägt. Nach einiger Entkrustungs- und Rubbelarbeit kommt die Inschrift zutage: „Ihr Leute, hier ruht Daumier, der wahrhaft gute Mensch, der große Künstler und große Republikaner!“
Von diesen drei Aspekten des Daumier’schen Wesens hat sich uns in den Büchern über ihn nur der Künstler erhalten. Sein Jahrhundert, das neunzehnte, wusste auch mit diesem noch nichts anzufangen. Daumier erlebte den ersten Triumph seiner Malerei erst im 69. und letzten Jahr seines Lebens. Erst Jahre später, im frühen 20. Jahrhundert, ging er in die Kunstgeschichte ein.

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Eben noch auf dem Sprung in die Buchhandlungen der Weimarer Republik, dann auf in den Keller: der neue Daumier von 1925.

Eines seiner Werke war davon stets ausgenommen – und das, obwohl das bald anbrechende fin de siècle bekanntlich eine geradezu rauschaft technikbegeisterte Ära gewesen ist. „Daumier et l‘ entrenet“ stieß auf ärgerliches Unverständnis und galt als Zeichen einer einsetzenden geistigen Umnachtung Daumiers, einer „bestürzenden Krise zum Ende“, wie es die Russen ausdrücken. Diese voreilige Verurteilung wurde niemals revidiert, denn das betreffende Werk war noch bis in unsere jüngere Vergangenheit seiner Zeit weit voraus – und überdies verschollen.

ChatWährend er sich ihr erklärt, ertappt Aristide die Angebetete aus dem Augenwinkel beim heimlichen Besuch in ihrem Chatroom. Sie kann das Gegrabbel nach dem Mobilfunkgerät einfach nicht lassen. Er bleibt Kavalier und tut, als hätte er es nicht bemerkt.

In Frankreich verschwand „Daumier und das Internet“ binnen weniger Tage wieder vom Markt, und auch antiquarisch ward es nicht mehr gesehen. Die einschlägigen Werkverzeichnisse haben den Mantel des Schweigens darüber ausgebreitet.
Ein kühner Leipziger Verleger, der sich selbst außerstande sah, die Bilderrätsel zu entschlüsseln, wollte sie bereits in den 20er Jahren dem hiesigen Publikum zugänglich machen. Er vertrat die Ansicht, ein so bedeutender Künstler wie Honoré Daumier verdiene, um seiner selbst willen studiert zu werden. Doch der Verlag ging unter, unmittelbar bevor die Mappe die Druckerei erreichte.
Erst kürzlich wurde das Material im eingelagerten Nachlaß des deutschen Verlegers wiedergefunden, und es zeigt uns den Klassiker Daumier als ernstzunehmenden Retrofuturisten.

SylphieDie neueste Version dieses Apparates kommt nicht nur mit einer praktischen Halterung, sie erlaubt es dem Besitzer auch, eine Fotografie von sich selbst anzufertigen, ohne das Atelier aufsuchen zu müssen. Da sich Monsieur Rogibue beim ersten Versuch als Sylphe verkleidet hat, wird er das entstehende Motiv „Sylfie“ nennen.

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