Broadway’s Like That (64): Eine neue Partnerschaft

17. Die Konzepte des Mr. Sondheim (4)

„Merrily We Roll Along“ war ein schwieriges und überdies erfolgloses Projekt, das zum Zerbrechen von Sondheims bis dato wichtigster Partnerschaft führte. Harold Prince erzählt: „Es deprimierte mich, zu sehen, dass es auf der Bühne nicht funktionierte. Und dann noch den Hass und die Schadenfreude zu erleben, als sie uns beide in Schwierigkeiten sahen. Wichtiger noch: ich habe keinen guten Job gemacht. Steves Arbeit war fantastisch. Es ist großartige Musik, aber ich habe nie gewusst, wie die Show aussehen soll. Heute, fast zwanzig Jahre später, weiß ich es immer noch nicht.“
Harold Prince blieb ambitioniert und wagemutig, bewies aber als Regisseur mehrerer Webber-Musicals, dass man mit geringerem Anspruch nicht unbedingt schlechter verdient.

Musical_Library_about_us16_0(Vorschaubild der Agentur „Music Theatre International“)

James Lapine wurde Stephen Sondheims fester Mitarbeiter, und er führte nicht nur Regie, er schrieb auch die Libretti.
Die erste Show des neuen Teams wird von der Sondheim-Gemeinde besonders geschätzt: „Sunday In The Park With George“. Sujet und Bühnenbild sind ein Gemälde des Titelhelden, des Malers Georges Seurat: „Un dimanche après-midi sur l’île de la Grande Jatte“ von 1884-86. Hauptdarsteller Mandy Patinkin erzählt: „Ich ging damals ins Museum nach Chicago und sah mir das Bild stundenlang an, alle diese Grüns, Gelbs und Blaus. Sondheim setzt mit Musik in Worte, was Seurat mit seinem Pinsel malte.“ Der Song „Putting It Together“ spielt darauf an.

Im darauf folgenden Fantasy-Abenteuer „Into The Woods“ von 1987 treffen allerlei Märchenfiguren aufeinander und gehen so miteinander um, wie sie es verstehen – in etwa, wie es Victor Herbert knapp 85 Jahre zuvor mit „Babes In Toyland“ vorexerziert hat. „Into The Woods“ wird von allen Sondheim-Musicals („West Side Story“ einmal ausgenommen) am häufigsten aufgeführt und ist inzwischen mit Starbesetzung verfilmt worden. Freddie Gershon von der Lizenzagentur „Music Theatre International“ erklärt, warum das so besonders wichtig ist: „Die meisten dieser Shows bringen später viel mehr Geld ein als bei ihrer ersten Auswertung am Broadway. Und das brauchen der Komponist, der Song- und Buchautor auch. Dieses Einkommen gibt ihnen die finanzielle Sicherheit, in zwei oder drei Jahren eine neue Show zu erfinden. Ein großes Theater muss 25- bis 35.000 Dollar die Woche bezahlen. Eine Schule mit zwölfjährigen Kindern bezahlt für die Kurzfassung von „Into The Woods“ nur 395 Dollar. Und dann bekommen sie das Gesamtpaket für ein ganzes Schuljahr mit sovielen Aufführungen wie sie wollen.“* Das Stück wird auch deshalb so gern von Lehrern für die Theater-AG ausgewählt, weil es eine Geschichte über Vorurteile ist.
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* Stand: 1999.

Forts. folgt

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