Die Marvels wie sie wirklich waren: Captain Marvel (2/2)

betr.: „Captain Marvel“, geplanter US-Kinostart: 8. März / „Marvel Super-Heroes 12“ (1967) in der „Captain Marvel Anthologie“ von Panini*

Captain Marvel – Ein Beginn ohne Anfang (Fortsetzung vom 30. Januar)
von Daniel Wamsler
http://dassagtenuff.blogspot.com/

Cpt Marvel StartnummernCaptain Marvel-Titelbilder aus Die ruhmreichen Rächer Nr. 1 (1974) und Marvel Super-Heroes # 12 (Dezember 1967): „The Coming Of Captain Marvel!”

Die Fortsetzung des Abenteuers wird für Marvel Super-Heroes # 14 angekündigt, wodurch Stan Lee wohl etwas durcheinanderkam. Denn als man den Hotelangestellten in Captain Marvel # 1 beim Durchwühlen von Captain Mar-Vells Sachen sieht, verweist er auf die Geschehnisse in Marvel Super-Heroes # 14. Da hat sich der Gute (und vielbeschäftigte Redakteur) wohl vertan. Denn der Eintrag ins Gästebuch erfolgte bereits in Marvel Super-Heroes # 12. In beiden deutschsprachigen Versionen wird darauf jedoch nicht eingegangen.

Die Williams-Version von Captain Marvel # 1 mutet ohnehin etwas seltsam an. Die Originalkolorierung wurde für den Abdruck des Deutschen Hefts angepasst, wodurch die fehlenden Credits besonders auffallen. Das erste Soundword wurde eingedeutscht und die ersten Seiten handgelettert. Eventuell ging mit der Letter-Maschine etwas schief, oder man wollte eine andere Story (Marvel Super-Heroes # 12?) zuerst bringen, konnte aber die Vorlagen nicht auftreiben. Innerhalb zweier Panels lässt man die vergangenen Ereignisse, kurz vor Abbruch des ersten Teils in Die Rächer Nr. 1, durch Yon-Roggs Gedanken Revue passieren. Auffallend ist auch, dass Williams die Originalschreibweise „Mar-Vell“ vollkommen ignoriert und der Protagonist „Marvel“ genannt wird. Zu allem Überfluss entfernte man auch noch die Originalseite 15, so dass der Übergang von Die Rächer Nr. 2 zur Nr. 3 nur schwer nachzuvollziehen ist. Was der Leser nicht mitbekommt: der „Alte“, General Bridges, hat aus Sicherheitsgründen den Luftangriff auf den Sentry abgeblasen und den MPs befohlen, die Barriere des Wächters zu sprengen. Zur vollständigen Verwirrung trägt auch das Auftauchen Ronans am Ende bei, der mit Yon-Rogg kommuniziert. Ein weiter Vorgriff auf die Geschehnisse in Williams FV Nr. 60-61.

Nach Marvel Super-Heroes # 12 übergab Stan Lee das Autorenruder an seinen Nachfolger Roy Thomas. Dieser war u.a. maßgeblich an der Farbgebung des grün-weißen „Captain Marvel“-Kostüms beteiligt. Seine Intention war es, sich vom sonst üblichen Blau-Rot-Gelb der Superheldenlandschaft abzusetzen. Ironischerweise griffen er und Gil Kane bei der Neugestaltung des Helden (Captain Marvel # 17) auf genau diese Grundfarben-Kombination zurück (siehe untere Abbildung). Mit der siebten Ausgabe (Captain Marvel # 5) bekam die Serie ein neues Kreativ-Team, bestehend aus Zeichner Don Heck, der Gene Colan ablöste, und Autor Arnold Drake. Um stilistisch keinen Bruch zu erzeugen, orientierte sich Heck stark an Gene Colans Zeichenstil, erreichte aber nicht ganz dessen Klasse. In Deutschland brach der bsv seine „Captain Marvel“-Reihe nach sieben erschienenen Abenteuern mit „Hit Comics Captain Marvel Nr. 204“ ab. Williams erreichte das doppelte Pensum mit Captain Marvel # 14 in Die Rächer Nr. 42. In den USA oblag die Gestaltung dieser späteren Episoden Frank Springer, nachdem Zeichner Dick Ayers für zwei Hefte eingesprungen war. Als Autor verpflichtete Marvel Gary Friedrich.

Abgesehen vom „Captain Marvel“-Poster (dessen Motiv in verkleinerter Form auch für diverse Werbeanzeigen des Williams Verlags Verwendung fand)* und der kurzlebigen HIT-Comics-Einzelserie führte Mar-Vell in Deutschland ein Schattendasein. Dies lag in der Hauptsache im erschwerten bzw. fehlenden Serien-Einstieg, wodurch die Abenteuer für Deutsche Leser recht verwirrend waren. Hinzu kam die lange Wartezeit auf die Fortsetzungen, vor allem bei Williams, wo sich ein Abenteuer über einen Zeitraum von drei bis vier Monaten ziehen konnte, und der Vorgriff auf Ereignisse im Marvel-Universum, die in den parallel laufenden Deutschen Reihen noch gar nicht stattgefunden hatten (Kree, Ronan, Super-Skrull, usw.). Schade, dass das Potential von Marvels namentlichem Aushängeschild nie zum Tragen kam. Empfehlenswert sind vor allem die ersten Storys mit dem „Super-Skrull“ (Captain Marvel # 2-3 / bsv: Hit Comics Nr. 121 und 138 / Williams: Die Rächer Nr. 4-8) und „Prinz Namor dem Sub-Mariner“ (Captain Marvel # 4 / bsv: Hit Comics Nr. 138 / Williams: Die Rächer Nr. 9-11) von Roy Thomas und Gene Colan. Mehr Aufsehen erregte „Captain Marvel“ erst, als er bei Condor an Krebs starb.

Todesanzeige
Todesanzeige für „Captain Marvel“ aus dem Jahr 1981 (aus Comic Feature # 16, New Media Publishing, Inc.). Auf Deutsch erschien Jim Starlins Graphic Novel als Bd. 1 der „Epic Comic-Collection“-Reihe des Condor Verlags im November 1983.

In den USA lief „Captain Marvel“ (Vol. 1) mit insgesamt 62 Ausgaben bis Mai 1979. Nach ein paar kurzen Abstechern in „Marvel Spotlight“ (1979 – 1981) tauchte der Rächer mit neuen Kräften und in anderer Person (Monica Rambeau) als „Captain Marvel“-One-Shot erst im November 1989 wieder auf. Diese Ausgabe erschien auf Deutsch bei Condor (Spinne Nr. 182-183). Condor war auch der Verlag, der den „Tod des Captain Marvel“ von Jim Starlin innerhalb der „Epic Comic Collection“ auflegte (Marvel Graphic Novel, USA 1982/ D 1983). Von Dezember 1995 bis Mai 1996 erschien „Captain Marvel“ in den USA schließlich erneut mit sechs Ausgaben. Enthalten waren die Abenteuer von Mar-Vells Sohn Genis-Vell. Die ersten Hefte der im Jahr 2000 folgenden US-Serie fanden eine Übersetzung in Paninis Marvel Exklusiv Nr. 41 (Captain Marvel # 0-6). Den One-Shot von 1989 mitgerechnet, läuft Captain Marvel seit 2002 bereits in sechster Serien-Generation. Erwähnenswert sind vielleicht noch die dreiteilige Mini-Serie „The Untold Legend Of Captain Marvel“ aus dem Jahr 1997, in welcher der Kree in seinem grünweißen Kostüm auftaucht, sowie Kurt Busiek und George Perez, die Mar-Vell einen Auftritt als untoten Rächer in Avengers (Vol. 3) # 23 von 1999 gönnten.

Captain Marvel Checklist als PDF*
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* Siehe dazu auch https://blog.montyarnold.com/2017/01/01/captain-marvel-die-deutsche-chronologie/

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3 Antworten zu Die Marvels wie sie wirklich waren: Captain Marvel (2/2)

  1. Pingback: Das große „Captain Marvel“-Schmähbuch - Monty Arnold blogt.Monty Arnold blogt.

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  3. Dennis Richter sagt:

    Hallo…Auch wenn der Tod Mar-vells ein Meilenstein im Marvel Universum ist und die Todesursache Krebs ist und Er seit ca.40 Jahren tot ist.Todesursache hin oder her.Es sind schon Charactere mit absurderen Ideen zurück gebracht worden warum also nicht auch Er.Man hätte Ihn ja anstatt zu töten auch als verschollen melden können.Meine Idee wäre das ein neuer Scourge of the Underworld in die Vergangenheit reist und NITRO tötet bevor Mar-vell mit dem Gas in Kontakt kommt.

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