Medienlexikon Film und Fernsehen (Mei-Min)

Fortsetzung vom 20. Mai 2021

Meisterwerk
Wer gelegentlich Tonträger aus dem Hause Disney kauft (nicht etwa streamt), der kennt die Packungsbeschriftung „Walt Disney’s Meisterwerk“. Diese Banderole schmückt restlos jeden wiederveröffentlichten älteren Trickfilm aus dieser Produktionsstätte.
Zum Thema Schlagwort-Abnutzung sei hier William K. Everson zitiert: „In einem Artikel über den Regisseur Ernst Lubitsch las ich neulich zu meiner Überraschung, dass dieser Mitte der zwanziger Jahre – in rascher Reihenfolge und mit der linken Hand – fünf Meisterwerke zustande gebracht habe. Für mich war ein Meisterwerk immer die glanzvolle Krönung im Werk eines Künstlers. Und nur, wenn sich jemand ungewöhnlicherweise auf mehr als einem Gebiet betätigte – wie etwa Michelangelo – konnten ihm eventuell mehrere gelingen. Aber Meisterwerke wurden noch nie und in keiner Kunstform mit der linken Hand und en masse geschaffen, schon gar nicht beim Film, wo der Gesichtspunkt der kommerziellen Auswertbarkeit immerhin auch noch zu berücksichtigen ist.
Mit dieser Vorbemerkung will ich nur (bedauernd) festhalten, dass heutzutage allzu leicht mit Superlativen umgegangen wird …“

Meme
In den 2020er Jahren wimmelt es von Memes (sprich: Miems) in den sozialen Netzwerken. Unzählige Seiten bestehen ausschließlich aus solchen „lustigen“ Fotos, Videos oder Audio-Ausschnitten, die bekannte Personen imitieren oder persiflieren. In der Ära des Fachkräftemangels und einer Jugend, die ihre Elterngeneration (die „Boomer“) auch deshalb ablehnt, weil sie zu doof war, eine vernünftige Life-Work-Balance einzuhalten, sind diese Clips eine dufte Möglichkeit, mit der Verarbeitung fremden Materials im Sitzen sehr schnell viel Geld zu verdienen.

Mickymousing
bedeutet die Illustration einzelner Bewegungen und Ereignisse in der sinfonischen Filmmusik des frühen Tonfilms – besonders in den Arbeiten von Max Steiner und Erich Wolfgang Korngold, die damit vorzugsweise Fecht-, Flucht- und Kletterszenen in flotten Kostüm- und Piratenfilmen illustrierten. Dass diese vordergründige Methode mit Cartoons assoziiert wurde (eine Technik übrigens, die in den Warner Cartoons sehr viel länger gepflegt und ausgiebiger kultiviert wurde als bei Disney), führte zu dieser Bezeichnung für eine Besonderheit innerhalb der dramatischen Filmmusik. „Mickymousing“ bedeutet nicht „Trickfilmmusik“ – obwohl das in einschlägigen Rundfunksendungen und Feuilletons immer wieder behauptet wird.

Midcult
siehe https://blog.montyarnold.com/2023/02/24/midcult/

Mindfuck
= Verwirrung, die zum Denken bzw. Weiterspinnen der Story anregt. Mindfuck-Filme überraschen zuletzt mit einer Wendung, die das zuvor Geschehene in einen neuen Kontext stellt. Vor den beiden Beispielen, die dann immer als erste genannt werden, möchte man die Sparte inzwischen fast in Schutz nehmen: „The Sixth Sense“ (1999), in dem der Protagonist, am Ende feststellt, das er tot ist, und der besser gealterte „Fight Club“ (1999), dessen zwei Hauptfiguren eigentlich nur eine einzige sind. „The Twilight Zone“ (1959-64) lieferte diesen Kick serienmäßig, ehe das Wort dafür gefunden war. In jenen Tagen entstand auch „Psycho“ (1960).

Mixed Reality
siehe https://blog.montyarnold.com/2023/05/29/22990/

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