Er läuft und läuft …

betr.: 52. Todestag von Frank King

Teil der Sonntagsseite zum 50. Geburtstag von Skeezix (Original in Farbe). Bereits 1951 hatte Frank King die Wochenendausgabe an Bill Perry übergeben, ehe er sich 1960 ganz aus der Serie „Gasoline Alley“ zurückzog. Sie läuft noch immer. (Chicago Tribune)

Ab 1919 nahm Frank King in seinem Comictrip das Genre der Soap vorweg, indem er in täglichen Fortsetzungen die Geschichten einiger Mittelstandsfamilien erzählte, in deren Zentrum der füllige Junggeselle Walt Wallet stand. Praktisch von Anfang an hatte diese Serie das Alleinstellungsmerkmal, dass ihre Charaktere alterten. Das zeigte sich besonders anschaulich, als Walt vor hundert Jahren ein Findelkind auf seiner Türschwelle fand, das er adoptierte und das man in den folgenden Jahren heranwachsen sah. Am Valentinstag 1971 feierte der kleine Skeezix tatsächlich seinen 50. Geburtstag.

Schon wegen ihrer vollständigen Obskurität hierzulande wäre „Gasoline Alley“ dankbarer Gegenstand einer (mehrbändigen) Buchveröffentlichung – die Anforderungen einer „Graphic Novel“ erfüllt sie mit ihren langen Erzählsträngen allemal. Aber das wird natürlich nichts: Altes hat heuer keinen guten Ruf, und die hier abgebildeten überholten Redewendungen, Gewohnheiten und Kommunikationsstrukturen sind für unsere nur scheinbar diskursfreudige Shitstormgesellschaft eben kein lehrreiches Zeitkolorit mehr, sondern nur noch verwerflich. Sogar das titelgebende Thema (Autos mit Verbrennungsmotor) wird außerhalb der eigenen Garage zunehmend beargwöhnt.

Frank King selbst entfernte sich immer weiter von dem Milieu, das er in seinem Comic beschrieb. Sein Reichtum ermöglichte es ihm, nach Florida zu ziehen, als dort am Ende der Wilden Zwanziger der große Bauboom ausbrach. King leistete sich ein stattliches Anwesen mit Ateliers (für seine Zeichenarbeit, Fotografie und Bildhauerei), Gewächs-, Personal- und Gästehäusern sowie einem Hundezwinger. Sein so heiß ersehntes einziges Kind Robert gehörte längst nicht mehr dazu. Die Eltern King hatten es schon mit acht aufs Internat geschickt.

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