Die Anführungszeichen weglassen

betr.: Sprechen am Mikrofon

Edgar Rice Burrouhgs* beschreibt im Prolog seines Urwald- und Saurier-Abenteuers „Carpona – Das vergessene Land“ die Haltung, die der Sprecher in einer literarischen Lesung einnehmen sollte.

Als ich bis dorthin gelesen hatte, erreichte meine Neugierde, die von dem Fund des Manuskriptes schon angeheizt worden war, den Siedepunkt. (…) wenn Sie genauso ein verträumter Spinner sind wie ich, dann werden Sie auch den Rest lesen wollen. Darum werde ich ihn hier wiedergeben und bewusst auf Anführungszeichen verzichten, da ich diese früher oder später sowieso vergessen würde.
In spätestens zwei Minuten werden Sie
mich vergessen haben.

Damit bringt er zwei Dinge auf den Punkt, die für einen guten Vorleser zu den wichtigsten gehören:
Vergessen Sie mich, den Überbringer dieser Geschichte! Wenn das nicht möglich ist, weil ich – bewusst oder unbewusst – auf mich aufmerksam mache, wenn ich mich in den Vordergrund spiele, indem ich nachlässig bin, mir Marotten erlaube oder meine Eitelkeit Ihnen beim Verfolgen der Geschichte im Weg ist, schalten Sie mich unverzüglich ab, und hören Sie sich ein Hörbuch an, das von einem begabteren, professionelleren Kollegen gelesen wird.
Oder lesen Sie das Buch lieber selbst!
Wenn ich Ihnen mit meiner Leistung einen Film versaue, verlassen Sie das Kino, und besorgen Sie sich die Originalversion, auch wenn Sie den Film dann nicht mit Ihren Freunden im Kino sondern allein auf Ihrem Laptop anschauen müssen. Es ist das Opfer wert!
Das führt uns zu der zweiten Sache. Die vornehmste Pflicht einer Geschichte ist es, den Alltag zu vertreiben. Das gilt auch für ihren Interpreten.
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* Siehe https://blog.montyarnold.com/2015/03/25/in-afrika-ist-muttertag/

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