Vom Gendern

Zu den wenigen offiziellen Antworten, die ein öffentlich-rechtliches Medium auf die Kritik an seiner „geschlechtergerechten“ Sprachregelung von wissenschaftlicher und medialer Seite gegeben hat, zählt eine Reaktion des ZDF vom August 2022. Darin heißt es: „Es steht den Redaktionen sowie Moderatorinnen und Moderatoren frei, sprachliche Mittel für eine diskriminierungsfreie Ansprache zu finden.“ Die F.A.Z. merkt dazu an, wer den eigenen Jargon als „diskriminierungsfrei“ bezeichne, unterstelle Anderssprechenden eine ethisch bedenkliche Sprachpraxis. Außerdem sei der Begriff „Ansprache“ irreführend, da in der Regel über Menschen gesprochen werde, nicht zu ihnen.
In einem Formbrief, den die Zeitung wiederum vom ZDF bekam – auch die anderen ÖRR-Anstalten waren gefragt worden, schwiegen jedoch mehrheitlich – steht dazu: „Das ZDF möchte diskriminierungsfrei kommunizieren und achtet dabei auch darauf, wie sich Gesellschaft und Sprache verändern. Unser gesamtes Publikum soll sich im Programm angesprochen fühlen und durch die Ansprache wertschätzend behandelt fühlen.“
Die Behauptung, der verordnete Umgang mit unterstellten Gender-Empfindlichkeiten im Rund der Mediennutzer sei Ausdruck eines sprachlichen Wandels, wird unverdrossen weiter strapaziert, obwohl dem nicht so ist und Altbundespräsident Joachim Gauck das Gendern schon frühzeitig als „betreutes Sprechen“ entlarvt hat.

Wer einen längst widerlegten Vorwurf weiter erhebt – nämlich den, die Genderkritiker würden sich einem natürlichen Wandel verweigern -, der hat erst recht keinen Nerv für fachliche, nicht-gesellschaftspolitische Einwände, zum Beispiel für die Unterscheidung zwischen Genus (grammatisches Geschlecht) und Sexus (biologisches Geschlecht).

Dieser Beitrag wurde unter Gesellschaft, Medienphilosophie, Philologie abgelegt und mit , , , , verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert