Eine kurze Sittengeschichte des Streamings

Nichts für ungut: Streaming ist auch nichts anderes als Bezahlfernsehen oder – wie es Ende des 20. Jahrhunderts etwas poppiger genannt wurde  – Pay TV. Der Filmrechtehändler Leo Kirch träumte davon, damit noch reicher zu werden und machte dieses Modell zum großen Lieblingsprojekt seiner letzten Lebensjahre. Aber es gab – nicht zuletzt wegen seiner eigenen Lieferdienste – einfach schon zu viele gut bestückte Privatsender, um dieses Angebot attraktiv erscheinen zu lassen. Immerhin fand der Sender „premiere“ ab 1990 einige Jahre lang seine Abonnenten – linear und verschlüsselt mit TV-Premieren neuer Kinofilme und Live-Übertragungen großer Sport-Ereignisse. Nach Kirchs Ableben wurde sein Traum von anderen verwirklicht. Doch auch das Wirken von Netflix war nicht ohne Tücke. Die Zeitschrift „Konkret“ – immer gut für die finsterste Ausdeutung allen menschlichen Strebens – formulierte es so: „Aus dem einstigen Versprechen, eine umfassende Online-Videothek mit Flatrate anzubieten, ist nichts geworden. Andere Rechteinhaber dachten: Was Netflix kann, können wir schon lange. Und so haben wir heute ein unübersichtliches Gewusel von Video-On-Demand-Services, die miteinander um die schmäler werdenden Brieftaschen der Kundschaft konkurrieren. Aber gerade weil viele große Studios ihre Produktionen von Netflix abzogen, um sie auf ihren eigenen Plattformen zu vertreiben, produziert Netflix auf Teufel komm raus eigenes Material und investiert große Summen rund um die Welt, stets in der Hoffnung, irgendwo die nächste große Serie oder den nächsten großen ‚Event-Film‘ aufzuspüren, der die Kundschaft davon abhält, ihr Abonnement zu kündigen. Leider investiert Nextflix auch in Deutschland …“ (Soweit der Stand vom Frühjahr 2023.)

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