Die schönsten Filme, die ich kenne (117): „Ein Offizier und Gentleman“

In seinen ersten erfolgreichen Jahren – seinen 30ern – war Richard Gere „der heißeste männliche Star“ in Hollywood. Einem zeitgenössischen Bonmot zufolge schnappte er in den 80er Jahren regelmäßig John Travolta die Rollen weg. Diese Phase endete 1990 mit „Pretty Woman“, mit der er ins bequemere reife Fach wechseln und sich dauerhaft in Hollywood etablieren konnte, ohne wie bisher unentwegt filmen zu müssen. Richard Geres Frühwerk ist nicht sonderlich beeindruckend und teilt sich ohne das Lebensgefühl der 80er kaum noch mit. Seine Schauspielerei ist lediglich anständig, und selbst auf Evergreens wie „Ein Mann für gewisse Stunden“ (in dem er einen 1000-Dollar-Stricher spielt) oder „Atemlos“ (einem Remake des Godard-Klassikers „Außer Atem“) haben sich Staub und unfreiwillige Komik abgelagert. Nur ein Film ist erstaunlich frisch geblieben: „Ein Offizier und Gentleman“ (1982) von Taylor Hackford, der nur bei flüchtiger Betrachtung von Patriotismus oder vom Militär handelt.

Zack Mayo ist der Sohn eines versoffenen Marinesoldaten, dessen Aufwachsen in aller Welt ihn früh lehrte, auf eigenen Beinen zu stehen. Angewidert vom Lebensstil seines Vaters (das aus nichts als Fusel und Prostituierten besteht) entschließt er sich zu einem völligen Neuanfang. Er will sich zum Piloten ausbilden lassen, wozu er zunächst die A.O.C.S.-Offiziersschule besuchen muss. Der dortige 13wöchige Drill durch den unbarmherzigen Sergeant Foley gerät für ihn tatsächlich zu einer Selbstfindung.
Foley warnt seine Kadetten gleich zu Beginn vor den „Schnallen“ aus der benachbarten Papierfabrik, Mädchen aus ärmlichen Verhältnissen, von denen einige aus ihrem Milieu ausbrechen, indem sie einem Offiziersanwärter ein Kind unterjubeln. Der Eigenbrötler Mayo lässt sich widerstrebend mit Paula ein, versichert ihr aber, er wolle nur eine schöne Zeit mit ihr haben, bis sein Grundkurs endet und er weiterzieht. Zacks Freund Sid bändelt mit Lynette an, die ihrer Freundin Paula ganz offen gesteht, dass sie plant, Sid mit einer Schwangerschaft zu erpressen.
Inzwischen erregt Zack Sergeant Foleys Zorn, weil er auf der Stube mit polierten Schuhen und Gürtelschnallen Handel treibt. Foley fordert Mayo auf, auszusteigen. Als dieser sich weigert, verspricht er ihm, ihn so lange gnadenlos weichzukochen, bis er freiwillig hinschmeißt. Doch Mayo bleibt hart und erduldet die Schikanen. Er hat nämlich kein altes Leben, in das er zurückkehren könnte …

Die vielgerühmte Leinwand-Präsenz des jungen Richard Gere ist hier optimal mit der Geschichte verwoben: Gere wirkt fit, aber nicht wie der Besucher eines Sportstudios. Er ist eigentlich zu schön für einen perspektivlosen Kerl von nebenan, kann das jedoch mit großer Redlichkeit ausgleichen (unmöglich, sich etwa Tom Cruise in dieser Rolle vorzustellen!) und wird von einem fabelhaften Drehbuch (Douglas Day Stewart) auf Händen getragen. Auf diese Weise kann Richard Gere auch neben dem naturgewaltigen Lou Gossett jr. bestehen – der sich seinen Nebenrollen-Oscar mit einem rhetorischen wie auch körperlichen Einsatz verdient, der im heuten Bluescreen-Kino gar nicht mehr zu leisten wäre. Ein weiterer Academy Award ging an den Titelsong „Up Where We Belong“.
Ein Werbespruch für „An Officer And A Gentleman“ lautete: „Sehen Sie sich diesen Film an! Er wird Sie glücklich machen!“ Obwohl er dieses Versprechen einlöst, ist er kein simples Feelgood-Movie. Das erweist sich spätestens bei der Nachbetrachtung.

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