Deadnaming in der Bonner Republik

betr.: Retro-Humorkritik, Teil 3

Nur ganz wenige Helden der US-amerikanischen Popkultur dürfen heute noch deutsch umgetauft werden. Dass sich Namen wie „Onkel Dagobert“ und „Daniel Düsentrieb“ unter einem so wachsamen Logo wie Disney bis heute erhalten haben, liegt an dem über 70jährigen Erfolg, der sie begleitet und ihnen rechtgibt. Spätere Eindeutschungen von erfundenen Eigennamen sind entweder unterbunden oder nachträglich wieder einkassiert worden. Die Marvel-Helden heißen heute wieder so wie sie ursprünglich geheißen haben: „Der Eiserne“ wieder „Iron Man“, „Die Spinne“ wieder „Spider-Man“, „Die ruhmreichen Rächer“ wieder „The Avengers“ …
Der letzte halbwegs prominente Cartooncharakter, der einen deutschen Rufnamen bekommen und behalten hat, könnte 2002 der muffige Tintenfisch Thaddäus Q. Tentakel gewesen sein (bürgerlich Squidward Quentin Tentacles), leidgeprüfter Nachbar von „Spongebob Schwammkopf“.

Im Jahre 1954 trat in der US-Filmklamotte „Artists And Models“ ein geldgieriger Verleger namens Murdock auf, der in der Synchronfassung wegen seiner blutrünstigen Inhalte „Mr. Mordgans“ genannt wurde. Abgesehen davon, dass man so etwas heute nicht mehr machen würde, wäre es auch gar nicht notwendig. Der reale Medienmogul Rupert Murdoch (gleiche Aussprache) wäre als Gegenstand dieser Anspielung weitaus treffender als das tutige Wortspiel der 50er Jahre. Zumindest im Augenblick. Murdoch (92) hat soeben seinen Rückzug als Chef von Fox Corp. und News Corp. bekanntgegeben.

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