Xavier Cugat: Poseidon der Latino-Welle

betr.: 33. Todestag von Xavier Cugat

Unter jazzbegeisterten Schallplattenfreunden – die naturgemäß nicht zu der Torheit neigen, Crossover mit „Aneignung“ zu verwechseln – ist der Orchesterleiter Xavier Cugat ein großer Mann (wenn nicht gar ein heißgeliebter). Der in Spanien geborene Bandleader war über Kuba nach New York gekommen, und als er in den späten 20er Jahren im Waldorf Astoria regelmäßig live spielte, war er längst zu einem Spezialisten für lateinamerikanische Musik geworden. Indem er sich mit Benny Goodman in der Radiosendung „Let’s Dance“ abwechselte, wurde er überaus populär, und 1935 begann er Hits für die Schallplatte zu produzieren. Außerdem begleitete er die größten singenden Stars bei ihren Plattenaufnahmen, etwa Bing Crosby und Dinah Shore. Jedem war klar, dass der afrokubanische Sound von Tito Puente die authentischere lateinamerikanische Musik bot. Aber bei Cugat bekam man dieses Amalgam aus südlicher und westlicher Lebensfreude (in die selbstverständlich auch der Jazz hineingehörte) und damit jene Popmusik, die in den USA des 20. Jahrhunderts entstand und von dort gerade deshalb so erfolgreich in alle Welt exportiert wurde, weil sie sich zunächst an ein Publikum wandte, das aus lauter Ausländern bestand: die US-Amerikaner. So wurde ausgerechnet der füllige Cugat zum „Rumba King“ (wir kommen gleich darauf zurück).

Als in den 40er Jahren die „South Of The Border“-Welle rollte, wurde Xavier Cugat gern in seiner Funktion als Bandleader mit etwas Dialog in den Technicolor-Musicals der MGM eingesetzt. In „A Date With Judy“ („Wirbel um Judy“, 1948), in dem mit Liz Taylor und Jane Powell gleich zwei Jungtalente präsentiert werden, ist außerdem „the brazilian bombshell“ Carmen Miranda zu sehen, eine gebürtige Portugiesin, die zum zweiten musikalischen Protagonisten der Strömung wurde (siehe Abbildung).
Die beiden traten häufiger zusammen vor die Kamera. In einer skurrilen Filmszene versucht die etwas paternalische Carmen Miranda dem jeder Sportlichkeit unverdächtigen Xavier Cugat einen Tanz beizubringen. Auch ihre MGM-Kollegin Esther Willams, die berühmte Schwimmerin, wurde von Miranda geschult: in der Kunst portugiesisch zu singen. Das Geheimnis der Stabilität ihrer Früchtehüte hat die gelernte Hutmacherin hingegen eisern für sich behalten.

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