George Bruns – Ein Gesellenstück im Märchen

betr.: 65. Jahrestag der US-Premiere von Walt Disneys „Dornröschen und der Prinz“

Für „Sleeping Beauty“ wollte Walt Disney einen besonders modernen Look haben und orientierte sich widerwillig an den Kollegen von MGM und UPA. Dieser Wagemut mag zum Misserfolg des Films beigetragen haben. Als Reaktion darauf ruderte Disney nicht nur stilistisch wieder etwas zurück, er verabschiedete sich auch vom extremen Breitwandformat, das ihm ohnehin nicht recht behagt hatte.

Auch musikalisch fällt „Sleeping Beauty“ etwas aus dem Rahmen, denn die Leistungen der glanzvollen hauseigenen Komponisten-Unit mussten pausieren. Disney entschied, das berühmte Ballett, das Tschaikowski dem Stoff gewidmet hatte, für den Soundtrack zu adaptieren und einige Themen daraus mit Text zu versehen. Der große Hit des Repertoires „Once Upon A Dream“ („Einstmal im Traum“) beruht auf dem „Dornröschen-Walzer“.
Für die Szene, in der die drei Feen das Geburtstagskleid für Dornröschen schneidern, wurde das nur 30sekündige Silberelfen-Thema verwendet und weitergesponnen. Die Passage „Heil der Königin“ machte George Bruns zum Eingangsthema des Films. Als die böse Fee Malefiz die Prinzessin mit List und Tücke verleitet, sich ans Spinnrad zu setzen, erklingt das Ballet-Thema des gestiefelten Katers.
Einmal wurde Bruns bei Tschaikowski nicht fündig. Er brauchte ein heiter-deftiges Trinklied für das Festmahl, bei dem der würdige König Stefan das Glas hebt und der rundliche König Hubert gleich die ganze Flasche nimmt. Das so entstandene Lied („in Taschaikowski-Manier“) heißt nach dem neu erfundenen königlichen Trinkspruch „Scumps“.

Bruns hatte einige Semester Ingenieur-Studium hinter sich, ehe er als Musiker zum Film ging. Das Arbeiten mit Zahlen bzw. mit der Stoppuhr machte ihm somit weniger Probleme als den vom Konzertsaal kommenden Kollegen. Angesichts der langen Vorlaufzeiten des Trickfilmgeschäfts hatte Bruns drei Jahre Zeit für seine Partitur. Zur vollen Blüte gelangte sein Stil erst in den Arrangements für „Das Dschungelbuch“, „Die Aristocats“ und „Robin Hood“ – Projekten also, bei denen der Disney Sound wieder bei seinen jazzigen Ursprüngen angekommen war. Zur Freude des Publikums.

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