Die wiedergefundene Textstelle: Die Wahrheit über Wickie und die starken Männer

betr.: 1168. Jahrestag eines Wikinger-Raubzuges in Paris

Dass das ZDF ausgerechnet (gestern und) heute den 50. Geburtstag von „Wicke und die starken Männer“ mit einem langen Block im linearen Programm feiert – und das sogar mit der richtigen Zeichentrickserie von 1974 –, fällt vermutlich rein zufällig auf den o. g. Jahrestag.
Auch der Hollywoodfilm „Die Wikinger“ startete mit einem animierten Vorspann, der allerdings im aparten Museums-Look gestaltet war und sich an historischen Darstellungen orientierte, so als würde man durch eine Ausstellung wandern. Der Museumsführer war Orson Welles, in der deutschen Fassung sprach Curd Jürgens den Text.

Im 8. und 9. Jahrhundert unserer Zeitrechnung waren die Wikinger der Schrecken des Nordmeeres, die Geißel der Menschheit. Sie verehrten Odin, einen heidnischen Kriegsgott, und nutzten ihre Geschicklichkeit als Schiffsbauer, um von der Enge des Fjords und ihrer schnee- und eisbedeckten Gletscher aus auf Raubzüge auszuziehen, die an Gewalt und Brutalität alles übertrafen, was die Geschichte bis dahin gekannt hatte. Der heiligste Wunsch eines jeden Wikingers war es, mit dem Schwert in der Hand zu sterben, um in Walhall aufgenommen zu werden, wo Gott Odin ihn als Helden willkommen hieß.
Der Kompass war damals noch unbekannt. Deshalb konnten sie sich bei ihren kühnen Seefahrten nur nach der Sonne oder den Sternen orientieren. Wenn sich Nebel bildete, waren sie blind und hilflos. Außerdem war die Erde nach der damaligen Vorstellung eine flache Scheibe, und wenn man zu weit vom Kurs abkam, so konnte man vom schwarzen Wind gen Westen getrieben werden, wo das Giftmeer lag, und über den Rand der Welt hinabstürzen ins Totenreich der Göttin Hel.
Ihr höchstes Ziel war es, England zu erobern, das damals aus einer Anzahl kleinerer Königreiche bestand, von denen jedes der eifersüchtige Rivale des anderen war. Wenn die Wikinger zu ihren Raubzügen gen England aufbrachen, segelten sie immer in Sichtweite der Küste. Sie beschränkten ihre Angriffe auf plötzliche nächtliche Überfälle. Es ist kein Zufall, dass das englische Gebetbuch jener Zeit den Satz enthielt: „Beschirme uns, o Herr, vor dem Zorn der Nordmänner!“

Illustrationen aus der Pilotfolge von „Wickie und die starken Männer“ (Japan 1972)

Dieser Beitrag wurde unter Cartoon, Fernsehen, Film abgelegt und mit , , , , , , , , , verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert