Die wiedergefundene Textstelle: Ein Gleichnis von Mike Ehrmanntraut

betr.: 83. Geburtstag von Bo Svensson

Seit seiner Erwähnung in der Serie „Breaking Bad“ ist der längst pensionierte schwedische Schauspieler Bo Svensson einer von denen, bei deren Nennung den heutigen Nerd leichte Unruhe befällt: Wo hab ich den Namen bloß schonmal gehört? (Richtig – bei „Breaking Bad“). Als ich diesen Namen in der Serie erstmals hörte, war er mir schon vertraut: Bo Svensson war der erste Schauspieler, den ich als Kind auf dem Bildschirm das mystische Frankenstein-Monster verkörpern sah. Und zwar in der für das TV-Produktionsjahr 1973 typischen Schmier-Optik, die jede Atmosphäre sofort ruinierte.
Meiner Begeisterung für den großen Horror-Stoff hat dieses Erlebnis nicht geschadet. Und auch nicht meiner Freude über „Breaking Bad“, den köstlichen Charakter Mike Ehrmanntraut, seinen Darsteller Jonathan Banks sowie seinen Synchronsprecher Eberhard Haar.
Dies ist Mikes Monolog, in dem – apropos – das heutige Geburtstagskind gewürdigt wird.
In welcher Folge? Sag ich nicht!

Walt! Sie haben hier eine gute Sache laufen. Wie wir alle. Wollen Sie die für einen Junkie aufs Spiel setzen? Mir ist klar, dass Sie viel zusammen erlebt haben, aber der Knabe ist schon eine Weile auf der Kippe. Es ist längst überfällig.
Ich war mal vor langer Zeit ein Kontaktbulle. Und ich wurde im Laufe der Jahre ein paar hundertmal wegen häuslicher Gewalt gerufen. Aber da gab es diesen einen Typen, dieses eine Stück Scheiße, den ich nie vergessen werde. Gordie. Er sah aus wie Bo Svensson, wissen sie, wen ich meine? „Auf eigene Faust“! Film nicht gesehen? Naja, egal. War’n ziemlicher Brocken, etwa zweieinhalb Zentner. Aber seine Frau – oder was immer sie war … seine Kleine – war eine zierliche Frau. Wie ein Vogel. Handgelenke wie dünne Zweige. Jedenfalls wurden mein Partner und ich jedes Wochenende da hingerufen. Einer von uns nahm sie dann beiseite und sagte: „Kommen Sie, heute erstatten wir aber wirklich mal Anzeige!“ … Das war nicht sowas wie: „Tief im Innern liebt er mich wirklich!“ – das hatten wir oft genug, aber da nicht. Diese Frau hatte Angst! Sie wollte ihn nicht verärgern, auf keinen Fall, nur das nicht! Also blieb uns nichts anderes übrig als sie verarzten zu lassen und ihn aufs Revier mitzunehmen und in die Ausnüchterungszelle zu sperren. Da schlief er sich aus, und am nächsten Morgen kam er wieder raus. Durfte nach Hause.
Aber einmal war mein Partner krank geworden. Das heißt, ich war allein. Und der Anruf kam, und es war wieder der übliche Mist, hat ihr unter der Dusche die Nase gebrochen oder so … Ich leg ihm Handschellen an, pack ihn in den Wagen, und wir fahren los. Und während wir fahren, stadteinwärts zum Revier, da sitzt dieses perverse Arschloch bei mir auf dem Rücksitz und summt „Danny Boy“. Ha! Und das ging mir ganz gewaltig auf die Eier!
Und statt links abzubiegen, fuhr ich nach rechts, raus ins Nirgendwo. Ich ließ ihn sich auf den Boden knien und steckte ihm meinen Revolver in den Mund. Und ich sagte zu ihm: „Das war’s dann! Jetzt ist endgültig Schluss!“ Und er weint und pinkelt und scheißt sich voll und schwört, dass er sie in Ruhe lassen wird, und heult laut auf … soweit das mit einem Revolver im Mund geht. Dann sag ich, er soll den Mund halten. Ich muss darüber nachdenken, was ich jetzt mit ihm mache. Natürlich wurde er ganz still. Machte keinen Ton, keinen Muckser mehr. Ja. Wie ein Hund, der beim Essen auf seinen Teil wartet. Und wir standen für eine Weile einfach da: ich, der so tat, als würde er sich das ganze noch mal überlegen, und der Märchenprinz, der mit vollgeschissenen Hosen im Dreck kniete.
Nach ein paar Minuten zog ich ihm die Waffe aus dem Mund und sagte: „So wahr mir Gott helfe, wenn du sie noch einmal anfasst, dann werde ich so und so und so und so …“ und „Bla bla bla bla bla bla …“!
Es war nur eine Warnung, denn ich wollte ja bloß das Richtige tun. Zwei Wochen später hat er sie dann getötet. Natürlich. Hat ihr den Schädel mit einer Küchenmaschine eingeschlagen. Als wir da hinkamen, war da so viel But, dass die Luft nach Eisen geschmeckt hat.
Die Moral der Geschichte ist: ich hatte eine halbe Sache gemacht. Statt Nägel mit Köpfen. Diesen Fehler mach ich nie wieder!
Keine halben Sachen mehr, Walter!

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* Es spricht einiges dafür, dass hier eine Verwechslung vorliegt. Der vierschrötige Kerl im genannten Film ist der Schauspieler Roy Jenson. Bo Svensson ist im Vorspann nicht als Mitwirkender genannt (Joy Jenson allerdings auch nicht …), und er war zum Zeitpunkt der Dreharbeiten auch erst 18. Er befand sich zwar schon in den USA, hat aber wohl erst einige Jahre später begonnen zu schauspielern … Egal! Hoch soll er leben!

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