betr.: Sprechen am Mikrofon / Übung
Fortsetzung vom 31. März 2024
Zu Beginn des 2. Kapitels im Roman „Der stille Amerikaner“ von Graham Greene folgt ein langer Satz auf einen nur etwas kürzeren:
An dem Vormittag, an dem Pyle auf dem Platz vor dem Continental auftauchte, hatte ich genug vom Anblick meiner amerikanischen Kollegen von der Presse, großen, dicken, lauten, kindischen Menschen mittleren Alters, ständig mit abgestandenen Witzen über die Franzosen zur Hand, die diesen Krieg schließlich und endlich ausfochten. In regelmäßigen Abständen wurden sie, wenn ein Gefecht ordentlich zum Abschluss gebracht worden war und man die Gefallenen vom Schauplatz entfernt hatte, nach Hanoi, fast vier Flugstunden entfernt, gerufen, dort vom Oberkommandierenden empfangen, für eine Nacht in einem Pressecamp untergebracht, dessen Barkeeper, wie sie prahlten, der beste in ganz Indochina sei, in einer Höhe von tausend Metern (also außerhalb der Reichweite eines schweren Maschinengewehrs) über das neueste Schlachtfeld geflogen und dann wohlbehalten und geräuschvoll, wie nach einem Schulausflug, wieder vor dem Continental in Saigon abgesetzt.
Ungeachtet des sarkastischen Untertons tut Greene hier das selbe wie Booth Tarkington im Prolog zu „Der Glanz des Hauses Amberson“: er richtet uns einen Raum ein (ein Idyll), in dem sich das folgende abspielen wird. Wir alle – der Autor, die Figuren, (ggf. der Interpret) und ich (als Zuhörer bzw. Leser) werden für die nächste Zeit darin weiterleben.
Beide Texte sind unterschiedliche Verse auf die selbe Melodie, sogar das Arrangement ist identisch. Greenes hintergründiger Witz entfaltet sich besonders gut, wenn wir seinen Text mit der gleichen schwebenden, etwas sentimentalen Gemütlichkeit lesen, die uns die Zeilen von Tarkington nahelegen.
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* Siehe https://blog.montyarnold.com/2021/05/19/18121/