Lesen vom Blatt – Lange Sätze

Sprechen am Mikrofon / Übung

Fortsetzung vom 26. April 2024

Im Sachbuch „Klassiker des Horrorfilms“ von William K. Everson findet sich im Kapitel über die Darstellung von Wahnsinn ein besonders anschauliches Beispiel für den linearen Schachtelsatz: seine Einschübe stecken nicht ineinander, sondern folgen aufeinander oder sind angehängt, so dass  der Hauptsatz immer wieder seinen Lauf nehmen kann.

In der letzten Szene, in der er in einem Kloster scheinbar seinen Frieden gefunden hat, wird er von seiner inzwischen wieder verheirateten Frau und seinem Kind getrennt, bekommt nicht einmal Hilfe von der Kirche (die ihm nur Plattitüden, aber kein Heil zu bieten hat) und geht – überzeugt, dass er nach wie vor normal ist – in einer Zickzacklinie in die Bildtiefe (ein Motiv, mit dem vorher bereits sein Wahnsinn verdeutlicht wurde), auf das schwarze, grabähnliche Kloster zu, wobei die schrille, dissonante Musik unterstreicht, dass er seinen Frieden noch nicht gefunden hat und wohl niemals finden wird.

Der Autor kennzeichnet die Einschübe mit unterschiedlichen Interpunktionszeichen, um bessere Übersichtlichkeit zu erzielen.
Ohne sie würde der Satz folgendermaßen lauten:

In der letzten Szene, in der er in einem Kloster scheinbar seinen Frieden gefunden hat, wird er von seiner inzwischen wieder verheirateten Frau und seinem Kind getrennt, bekommt nicht einmal Hilfe von der Kirche (die ihm nur Plattitüden, aber kein Heil zu bieten hat) und geht – überzeugt, dass er nach wie vor normal ist – in einer Zickzacklinie in die Bildtiefe (ein Motiv, mit dem vorher bereits sein Wahnsinn verdeutlicht wurde), auf das schwarze, grabähnliche Kloster zu, wobei die schrille, dissonante Musik unterstreicht, dass er seinen Frieden noch nicht gefunden hat und wohl niemals finden wird.

Korrekt vorgetragen, klingen diese Worte in der längeren und in der kürzeren Variante genau gleich.

Dieser Beitrag wurde unter Buchauszug, Mikrofonarbeit abgelegt und mit , , , , verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert