Kein Bild, kein Ton

Wie ich versuchte, einem Freund Lust auf Stummfilme zu machen

Auf die Frage, welchen Stummfilm er sich denn mal anschauen könnte, um auf den Geschmack zu kommen, sprach ich einem Freund gegenüber eine Empfehlung aus – und war sehr gespannt. Bei der nächsten Begegnung teilte er mir dann bedauernd mit, das Werk sei gar nicht bei ihm angekommen, täte ihm leid, es sei wohl zu lange her, zu weit weg.
Stummfilm sei wohl endgültig um, jedenfalls für ihn.

Ich hatte ein seltsames Gefühl und fragte noch einmal nach, ob er den Film denn auch wirklich gesehen oder nur mal so reingeklickt hätte. Es stellte sich heraus, dass er darunter verstand, man könne einen Film durchaus auf einem Monitor laufen lassen und währenddessen auf einem anderen irgendwas arbeiten. Das mache er öfter so. Und natürlich habe er ihn also „wirklich gesehen“.
Abgesehen davon, dass eine solche Art des Konsums den wenigsten Filmen wirklich gerecht würde und dass ich mir auf diese Weise einen Filmgenuss überhaupt nicht vorstellen kann, ist sie bei einem Stummfilm sofort tödlich. Sobald man da nicht hinsieht, ist von dem Film nichts mehr übrig.

Mit den heutigen Sehgewohnheiten ist nicht zu spaßen. Vielleicht sollte ich – für den umgekehrt vieles Heutige weit weg ist – es mal mit einem aktuellen Film auf dem zweiten Bildschirm versuchen.

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