betr.: wieder im Kino: „Der Graf von Monte Christo“ – Regie: Matthieu Delaporte und Alexandre de La Patellière
Mit zehn Jahren sah ich eine der unzähligen Verfilmungen von „Der Graf von Monte Christo“ im Fernsehen. Von allen weiteren habe ich danach die Finger gelassen, denn die Geschichte war mir nun so geläufig, dass ich fürchtete, mich in einem weiteren breit erzählten Historienfilm oder TV-Mehrteiler (das an diesen Stoff gekettete Format) ein wenig langweilen zu müssen. Auch die aktuelle Neufassung werde ich sicher auslassen.
Doch das Anschauen dieses Films in Kindertagen (ich glaube, es war eine Umsetzung in Schwarzweiß) hat mich geprägt.
Der Held Edmond Dantès bereitet die Rache an den drei Verrätern, die ihn unschuldig für Jahre ins Zuchthaus gebracht haben, akribisch vor. Als erstes legt er Dossiers über sie an, widmet jedem von ihnen ein hübsch gestaltetes Sammelalbum. Die Schufte, deren Namen in schönen Lettern auf dem jeweiligen Titelblatt prangen, kennen das eigene Leben vermutlich weniger gut als in diesen Akten vermerkt ist und würden sich geschmeichelt fühlen, wenn sie davon wüssten. Diese drei Bücher liegen auf dem Tisch des selbsternannten Grafen, und wann immer er einen von ihnen zur Strecke gebracht hat, sehen wir, wie er den Band umdreht und den Schriftzug unserem Blick entzieht, einen nach dem anderen: Montcerf, Danglars, Villefort.
Meine Neigung, Sachen auszuschneiden, einzusortieren, abzuheften und später wiederzulesen, war wohl schon in mir angelegt, denn an keinen Dialog, keine Kerker-, Fecht- oder Liebesszene erinnere ich mich besser als an diese Großaufnahmen der hübsch gestalteten Bände auf dem Tisch des Helden – und wie sie schließlich umgedreht werden.
Als kurz darauf der Tod zweier Legenden der Popkultur – Elvis Presley und Charlie Chaplin – zu einer Unzahl von einschlägigen Zeitungs- und Zeitschriftenartikeln führte, dachte ich: die gehören auch gesammelt und eingeklebt. Ich klebte drei DIN A4- Schulhefte zusammen und gestaltete aus Schuhkarton-Einlegepappe Titelseiten, die nach dem klassischen TV-Vorbild nur den (etwas krakeligeren) Namensschriftzug trugen.
Gleich nach Chaplin und Presley wurde ich etwas seriöser, ging zu Ringbüchern über und leistete mir auch ein paar Second-Hand-Klarsichthüllen. Doch dieses Hobby hat sich erhalten und nahtlos in meine erst private, bald berufliche Beziehung zur Popkultur und ihrem Personal hinübergeführt. Der Niedergang der Printmedien lässt die Sammlung in letzter Zeit etwas langsamer wachsen.