Zum Tode von Terence Stamp
Soeben wird der Tod von Terence Stamp gemeldet. Das ist mir und dem Podcast „Kultfilm Azubis“ eine Programmänderung wert. Das ohnehin geplante Gespräch über seine frühe Glanzleistung „Der Fänger“ wird auf kommenden Freitag vorgezogen, „E. T.“ kommt nächste Woche dran. Das hat der Verstorbene verdient, singt er doch Woche für Woche zusammen mit Monica Vitti unsere Abspannmusik.
Terence Stamp widerfuhr mehrere Nummern kleiner, was auch sein Kollege Alec Guinness erleben musste. Nach einem langen Leben als einer der Größten der britischen Schauspielkunst setzte er sich ausgerechnet als greiser Mentor eines Helden in einem sensationell erfolgreichen Trashprodukt im Bewusstsein des Publikums fest. Stamp war in jungen Jahren immerhin von Peter Ustinov entdeckt worden, der dem Unbekannten die Rolle des Billy in „Die Verdammten der Meere“ anvertraute. Das ist viel Verantwortung, denn der Stoff steht und fällt mit der Anmut, dem Charisma und der Integrität, die hier in einem Darsteller zusammentreffen müssen: Billy Budd ist auf den britischen Inseln eine mythische Figur.
Es gelang! Und Stamp drehte mit Fellini, Pasolini, Steven Soderbergh und William Wyler. Erinnert wird sich jedoch nur an seinen Fiesling aus den „Superman“-Filmen mit Christopher Reeve, die heute eher Mitleidsreflexe auslösen: wegen ihrer kleinbürgerlichen Steifheit, wegen der veralteten Effekte und wegen des tragischen Schicksals ihres Hauptdarstellers Christopher Reeve.
Terence Stamp wird es ähnlich gehalten haben wie Alec Guinness: er wird auf dem Weg zur Bank über sein Missgeschick geweint haben. Oder um es mit Michael Caine – einem anderen künstlerisch untadeligen Briten – zu sagen: „Wer seine Miete bezahlen will, kann nicht ausschließlich Kunst machen“.