ber.: 50 Jahre „Yps“ mit Gimmick
Das runde, aber nischige Jubiläum der Zeitschrift „Yps“ rührt mich ans Herz, denn viele Jahre lang (aus dem damaligen Zeitgefühl betrachtet) habe ich dem Erscheinungstag (ich glaube, es war der Montag) förmlich entgegengefiebert. Schräg drauf wie ich war, interessierte ich mich im Grunde nie für das Gimmick und trug den dadurch verursachten Mondpreis von 2 Mark 50 dennoch tapfer mit – und das, obwohl ich taschengeldmäßig mehr als kurzgehalten wurde. Eigentlich konnte ich mir diese Dauerbelastung gar nicht leisten, und so ist es mir heute rätselhaft, wie ich zu der beträchtlichen Sammlung gekommen bin, die vor meinem inneren Auge auftaucht. Ich nehme an, ich habe mein „Yps“ netten Leuten wie Mutti und Omi eins ums andere Mal aus den Spendierhosen geleiert. Da ich es neun von zwölf Monaten heftig mit den Atemwegen hatte, mag es sich hier auch um zahlreiche Trostpflaster gehandelt haben. Comics waren damals bekanntlich schundverdächtig, aber es gab wahnsinnig viele davon. „Yps“ war aber auch kein reines Comicheft, sondern irgendwie ein richtiges Jugendmagazin. An „Eckes Rätselkrimi“, jeder mit einer herrlichen Illustration versehen, erinnere ich mich besonders gerne.

Wie ich heute weiß, las ich damals ein von französischen Sozialisten verantwortetes Blatt. Das wäre und ist mir inhaltlich nie aufgefallen, wie auch die dumpf-konservative Ausrichtung von Rolf Kauka einer heiter-humanistischen Mentalität von „Fix und Foxi“ nie im Wege stand.*
Apropos: neben den Kauka-Heften (und mit einigem Abstand zu diesen) war „Yps“ mein wichtigster Zulieferer von ausländischen, hauptsächlich europäischen Comics, deren witzige Übersetzungen mich sehr geprägt haben und die mich bis heute bei meiner Arbeit inspirieren – das ist ganz wortwörtlich gemeint. Lange vor dem Carlsen-Verlag hat Kauka Comic-Alben herausgebracht, und wie ich kürzlich im Antiquariat feststellte, hat auch „Yps“ mindestens einen solchen Versuch unternommen (siehe Abbildung). Und wie bei Kauka, gab es auch bei „Yps“ eigenproduziertes Comic-Material. Die Abenteuer des jugendlichen TV-Journalisten-Teams um Yorick, „Yinni + Yan“ waren nicht von Pappe (wie der Umschlag des Heftes). Als ich kürzlich mal wieder ein paar davon las, war ich verblüfft von der Gagdichte und der meisterlichen Konstruktion der zehnseitigen Geschichten.
Wie gesagt: die Gimmicks waren für mich nicht weiter von Bedeutung. An einem Bastelbogen, der zu einer Roboter-Marionette mit Lamellenbeinen hätte werden sollen, bin ich so sehr verzweifelt, dass meine Mutter ernsthaft darüber nachdachte, ob dieses Magazin das eigentlich Richtige sei, um mich bei Arztbesuchen aufzumuntern. Das hätte verdammt ins Auge gehen können.
Irgendwann überließ mir mein großer Bruder seinen Stapel Marvel-Comics – und ein neues Zeitalter brach an. Ab jetzt las ich auch Superheldencomics … auch! Und nur die guten, nicht den Mist von DC.
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* Siehe https://blog.montyarnold.com/2017/04/09/raffinierte-propaganda-oder-eher-gar-keine-zwei-westdeutsche-jugendmagazine-im-kalten-krieg/