Die schönsten Filme, die ich kenne (36): „Pib And Pog“

„Schick disch, sunschd kummsche zum Kinderfunk!“
(„Benimm dich, sonst wirst du zum Kinderfunk versetzt!“)
.                                         Redensart auf den Fluren des Saarländischen Rundfunks

Der Ruhm, den sich die Aardman-Studios mit den ersten Knet-Abenteuern von „Wallace und Gromit“ erworben hatten, war auf dem Höhepunkt, da sah ich mir in einem Hamburger Programmkino eine Aardman-Kurzfilmshow an. Hier waren der Erfinder Wallace und sein Hund Gromit ausdrücklich nicht mit von der Partie. Zu sehen waren stattdessen die köstlichen „Creature Comforts“, die definitiv vollkommen unsynchronisierbar sind (egal von wem und in welche Sprache), und ein paar Musikvideos. Ein Beitrag, auf den ich überhaupt nicht gefasst war, war „Pib And Pog“ von Peter Peake.

Der Film strapaziert die beliebte Illusion, dass auch Zeichen- oder sonstige -trickfiguren komplexe Wesen sind, mit denen man im Atelier zurechtkommen muss. In diesem Fall handelt es sich um zwei Kartoffelköppe, die ihren kargen Lebensunterhalt im Kinderfunk zusammenkratzen – ein sinnfälliges Schicksal, eine unentrinnbare Type-Casting-Todesfalle.
Das „Stück im Stück“ (die Sendung „Pib And Pog“) kommt als biederes Kinderverpimpelungsformat daher, doch die Blutrünstigkeiten, die die Protagonisten einander antun, sind a) (vermutlich selbst) im (britischen) Kinderfernsehen undenkbar und b) ein helles Vergnügen für alle Kinder, die zufällig gerade mit Programmkino sitzen – gerade wegen eines Sadismus, der auch den „lieben“ Kleinen unmittelbar einleuchtet. „That was’nt very grown up, was it?“ mahnt die mütterliche Off-Stimme, wenn es besonders schlimm zur Sache geht …

Mit ein Grund, den Film in diese Liste aufzunehmen, ist das Finale – der Auslöser für eines der längsten Lachkomata, die ich je in der Öffentlichkeit erleiden durfte. Als die Sendung zuende ist, sehen wir die Herren privat: ihr näseliger Brit-Tunten-Sound kommt zum Vorschein, und wir können nur Bewunderung empfinden für die Wandlungsfähigkeit, die nun offenbar wird – obwohl sich Pib und Pog im Grunde doch nur selbst spielen.

Dieser Beitrag wurde unter Fernsehen, Film, Kabarett und Comedy, Medienphilosophie abgelegt und mit , , , , , , , , verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert