Die Marvels wie sie wirklich waren: Gene Colan (2)

Diese Serie mit Artikeln zur Geschichte der Marvel Comics aus dem Silver Age ist eine Übernahme aus dem Fanmagazin „Das sagte Nuff“ (2005-10). Ich bedanke mich herzlich für die Genehmigung, sie hier leicht aktualisiert wiederzugeben. 

Ein Mann ohne Furcht – Teufelskerl Gene Colan
von  Daniel Wamsler
http://dassagtenuff.blogspot.com/ (Fortsetzung vom 19.11.2019)

Gene Colan inmitten seiner Helden (Captain America, Daredevil, Dr. Strange, Sub-Mariner und Iron Man) Selbstpotrait aus dem Jahr 1970 für das „Marvelmania“-Magazin.

Wer kam auf den Namen „Adam Austin“?

Adrienne, meine Frau. In den 60ern gab es eine kurze Periode starker Rivalität zwischen Marvel und DC. Mit Hilfe des Pseudonyms hoffte ich, für beide Verlage arbeiten zu können, ohne entdeckt zu werden. Das funktionierte aber nicht besonders lange.

Kürzlich kam jemand mit einer Frage bezüglich des Covers von Daredevil # 48. Verursachte Stan wirklich den sprichwörtlichen „Pain in the ass“?

Niemals!! Stan war, ist und bleibt der großartigste Herausgeber, den sich ein Comic-Künstler wünschen kann. Ein wahres Juwel in dieser Branche! Ein zuvorkommender Gentleman – mit einem guten Auge für die Kunst.

Bei Marvel arbeitetest du an verschiedensten Charakteren und Serien – teilweise hauptamtlich, teilweise als Einspringer. Welches war dein Lieblingsheld?

Die Arbeit an „Daredevil“ habe ich besonders genossen. Es faszinierte mich, die Wahrnehmung eines Superhelden in Szene zu setzen, der seine Umwelt nicht sehen kann.

Wie war es für dich, DCs „Batman“ zu zeichnen?

Auch „Batman“ machte mir viel Spaß.

Deine Arbeit schließt auch Comics aus dem Funny-Bereich wie „Archie“ oder „Howard The Duck“ ein. Gibt es für dich dabei Unterschiede in der Herangehensweise im Vergleich zu den Superhelden-Comics?

Nun, es ist immer eine Abwechslung und gleichzeitig auch eine Gelegenheit, sich anders auszudrücken. Mir haben diese humorigen Sachen viel Freude bereitet. Im Rückblick ist mir die Zusammenarbeit mit Steve Gerber bis heute die liebste. Ich lachte mir bei der Umsetzung seiner Skripte für „Howard The Duck“ einen Ast, ein Riesenspaß!

Einer der abgefahrensten Momente in der Comic-Geschichte: Dracula auf seinem ersten Trip (in doppeltem Sinne) in New York, wo er seinen Blutdurst an einem Drogensüchtigen stillt und dadurch selbst abhängig wird. Aus „Dracula Lives“ # 1 – „A Poison Of The Blood!“ von Gerry Conway, Gene Colan und Tom Palmer (1973).

Dein Stil ist für Inker keine leichte Herausforderung. Bei „Dracula“ hast du es zuerst selbst versucht, danach Vince Colletta und andere. Letzten Endes schien es, als könne nur Tom Palmer die Zeichnungen auf die richtige Art und Weise wiedergeben.

Meine Bleistiftzeichnungen sind zugegebenermaßen sehr komplex. Tom schien es überhaupt nichts auszumachen, dass er sich dafür stärker als üblich ins Zeug legen musste. Vince Colletta hätte es sicher auch besser machen können, doch der zeitliche Aufwand war ihm zu groß. Ich kann das durchaus nachvollziehen. Mit seiner Leistung war ich damals zwar nicht zufrieden, aber ich konnte seine Haltung verstehen. Zeit ist Geld, und es galt, über die Runden zu kommen …

Was kannst Du über die Seiten aus „Tomb Of Dracula“ # 24 sagen, die kurz vor Drucklegung aus dem Marvel-Büro gestohlen wurden? Und wie war das mit dem vorgezogenen Ende in ToD # 70, statt der geplanten 72 Ausgaben?

Tut mir leid, aber davon habe ich nichts mitbekommen.

1991 kamen du, Marv Wolfman, Tom Palmer, John Costanza und sogar Michele Wolfman noch einmal zusammen, um für Disney die Kurzgeschichte “Tomb Of Goofula“ („Goofy Adventures“ # 17 / dt. in „Limit“ 07/1995) in Szene zu setzen. Auf wessen Initiative kam es dazu?

Das war Marvs Idee. Er trommelte alle zusammen um diesen Disney-Oneshot zu produzieren. Ein netter Einfall.

Letztes Jahr erschien in den USA etwas Ähnliches innerhalb der Halloween-Ausgabe der „Simpsons“-Comics. War bei dieser „Treehouse Of Horror“- Story erneut das alte Dracula-Team am Werk – und was hat es mit dieser Geschichte auf sich?

Marv schrieb eine Dracula-Parodie, bei der die Simpsons-Figuren in die Rollen von Marvels Dracula-Charakteren schlüpfen. Wir präsentierten die Story auf der San Diego Comic Con 2005, und es war ein Riesenerfolg. Ein paar meiner Bleistiftzeichnungen findest du auf meiner Webseite genecolan.com. Wann das Heft in Deutschland erscheint, kann ich natürlich nicht sagen. Aber ich wette, dass auch die deutschen Fans darauf abfahren werden.

Tom Field hat lange und intensiv an deiner Biographie „Secrets In The Shadows“ gearbeitet. Trotz Ankündigungstermin kam es mehrfach zu Verzögerungen. Bist du zufrieden damit, und aus welchen Gründen sollten deine Fans das Buch erwerben?

Tom Field, Glen Gold, Dave Gutierrez und Mark Staff Brandl haben bei „Secrets in the Shadows“ eine erstaunliche Arbeit geleistet. Herausgekommen ist eine Biographie, die auf mehreren Ebenen interessant ist: für Comic-Fans, Kunst-Fans, aber auch einfach für Freunde von Non-Fiction. Es gibt eine Softcover-Variante für 20 US-Dollar, aber die etwas teurere Hardcover-Ausgabe enthält zwanzig weitere Illustrationen, die extra dafür angefertigt wurden. Ich werde den Jungs nie genug für ein Buch danken können, das sowohl mein Leben, als auch mein Werk so wunderbar zusammenfasst.

„The Scream From Beyond!“ aus „Tower Of Shadows“ # 6. Hier die niederländische Fassung aus „X-Mannen“ Nr. 27, einem Heft das erschien, als der bsv bzw. Williams nicht mehr dem Europäischen Druckverbund angehörte.
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Eine Antwort zu Die Marvels wie sie wirklich waren: Gene Colan (2)

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