betr.: 4. Jahrestag der deutschen Uraufführung von „Frantz“
In einer deutschen Kleinstadt trauert Anna um ihren Verlobten Frantz Hoffmeister, der im eben zuendegegangenen Ersten Weltkrieg in Frankreich gefallen ist. Sie verweigert sich den Avancen eines deutschnationalen Verehrers und igelt sich in ihren Erinnerungen ein. Täglich besucht sie das Grab ihres Liebsten, um Blumen niederzulegen. Eines Tages beobachtet sie dort einen geheimnisvollen jungen Mann. Der Fremde, ein Franzose namens Adrien, trauert kaum weniger intensiv um Frantz als sie. Als er dessen Eltern besucht, wird er als „Erbfeind“ vor die Tür gesetzt. Doch für Anna, die als zärtlich angenommene Schwiegertochter im Hause lebt, wird er in den nächsten Tagen zur einzigen Verbindung mit dem Verstorbenen. Und zu einem Zeugen seiner letzten Stunden. Anna freundet sich mit dem wirren, schüchternen jungen Franzosen an und überzeugt auch die Eltern Hoffmeister davon, sich auf ihn einzulassen. Bald begrüßen auch sie diesen Botschafter aus dem Jenseits als willkommenen Tröster.
Adrien, der sich im Gasthof eingemietet hat, erträgt die Feindseligkeiten der Dorfgemeinschaft. Was er und Anna allmählich füreinander empfinden, gestehen sie weder sich selbst noch einander. Schließlich gibt Adrien zu, Anna hinsichtlich seines Verhältnisses zu Frantz belogen zu haben und reist eilig ab.
Nun hat Anna mit zwei Gespenstern zu kämpfen. Sie fährt nach Frankreich, um Adrien zu suchen …
Der letzte Film, der uns so nahe gebracht hat, wie sich der gesellschaftliche Zwang einstiger Zeitläufte einem Liebesglück in den Weg stellt, dürfte der Klassiker „Was vom Tage übrigblieb“ gewesen sein, dessen literarische Vorlage unterdessen den Literaturnobelpreis erhalten hat. „Frantz“ ist ein kleinerer, leiserer Film, weniger dramatisch wenn auch ähnlich eindrucksvoll. Eine Zurückhaltung wie die der beiden jungen Helden mag uns heute verklemmt vorkommen, das ist verständlich. Bedauerlich ist, dass es unseren FilmemacherInnen auch so geht, und zwar auch dann, wenn sie solche Beziehungen in historischen Stoffen zu verhandeln haben. Francois Ozon verweist mit seinem Zeitkolorit auch die zahllosen Serien auf die hinteren Plätze, die sich gegenwärtig mit zurückliegenden Epochen beschäftigen. Nebenbei sind Pierre Niney als Adrien und seine Aufmachung so überzeugend, dass man glaubt, er sei aus einer alten Schwarzweißfotografie herausgestiegen.
„Frantz“ basiert auf einem Theaterstück von Maurice Rostand und der Verfilmung, die Ernst Lubitsch 1932 unter dem Titel „Broken Lullaby“ vorgelegt hat.
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