Heimatland ist abgebrannt

betr.: „Homeland“ (2011-20) / „The Wire“ (2002-08)

Gerade habe ich „The Wire“ zuendegeschaut – abermals ein Ereignis, ich bin fast neidisch auf mich selbst! Die Corona-Krise wird so bald nicht enden, aber der Fundus wirklich guter Serien ist nicht unerschöpflich. Allmählich muss ich also ein wenig haushalten. Es wäre einfach unverantwortlich, sofort mit „Mad Men“ weiterzumachen.
Ich dachte mir, „Homeland“ könnte ein solider Kompromiss sein – auch, um meine Bedürfnisse nicht in den Himmel wachsen zu lassen. „Homeland“ habe ich bis 2017 verfolgt (bis Staffel 6 von 8) – nicht zuletzt wegen des großartigen Mandy Patinkin – aber geliebt habe ich es nicht. Inzwischen  ist die Zeit (sprich: die zuendegehende US-Präsidentschaft) über die Bedrohungsszenarien der ersten Folgen bereits ein Stückchen hinweggegangen, aber für einen Test Of Time ist es andererseits noch fast zu früh.

Als ich „Homeland“ gestern startete, hatte ich bald ganz andere Sorgen. Schon beim ersten Mal hatte mich die Hauptdarstellerin Claire Danes schwer geprüft, eine in buchstäblich jeder Szene im Dreieck springende Schrilltante, hinter der die Kamera stets herwackeln muss. Nachdem nun wie gesagt die bis ins letzte Miniröllchen fabelhaft besetzte Saga „The Wire“ hinter mir liegt (die nebenbei auch erheblich witziger, sorgfältiger recherchiert, besser geschrieben und frei von effekthascherischer Pseudo-Aktivität ist), habe ich für solche Nachlässigkeiten überhaupt kein Verständnis mehr. Zumal mir auch der restliche Cast beim Wiedersehen und Erinnern sogleich auf die Nerven ging, die Personen und ihre Darsteller gleichermaßen: der unerklärlich duldsame Überwachungs-Kumpel, die strenge aber gütige Schwester, der spießige Nebenbuhler, der kantenlose Vorgesetzte, sogar der Heimkehrer, um den sich zunächst alles dreht, schien mir irgendwie farblos. Von den Bösewichtern will ich erst gar nicht reden.

Ich muss der Versuchung widerstehen, gleich wieder von vorn anzufangen mit der Mannschaft um Lester Freemon und Jimmy McNulty, ihren schlimmen Vorgesetzten und ihren grimmen Feinden Stringer Bell, Proposition-Joe und Marlo Stansfield. Vielleicht beim nächsten Virus …

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