Man ist so jung wie’s im Drehbuch steht

betr.: 51. Jahrestag der Premiere von „Carnal Knowledge“

Die Freundschaft von Jonathan und Sandy dauert vom College bis ins gestandene Mannesalter, und immer haben die beiden vor allem ein Gesprächsthema: Sex. Jack Nicholson (dessen Karriere gerade richtig in Fahrt kam) als Draufgänger Jonathan und der berühmte Sänger Art Garfunkel als der eher schüchterne Sandy sind ein sympathisches Gespann, doch der Film hat einen Schönheitsfehler. Zu Beginn sehen wir das Duo auf einer Party. Sie ermutigen sich selbst und einander gegenseitig, ein Mädchen anzusprechen. Irgendetwas stimmt nicht an dieser zutiefst alltäglichen Situation. Die Dialoge wirken verrutscht, unwirklich, ein wenig debil. (Eigentlich undenkbar bei einem Drehbuch von Jules Feiffer!) Das Gefühl verstärkt sich noch, als es dann tatsächlich zur geplanten Eroberung kommt. Als die Handlung voranschreitet und der erste Zeitsprung passiert, kapieren wir natürlich, dass die Szene auf der Party in der Jugend der Helden spielte, und wir uns hätten vorstellen müssen, die beiden Schauspieler wären wesentlich jünger als der 33jährige Nicholson. Da so etwas maskenbildnerisch nicht zu leisten ist, hat man es einfach gleich sein lassen.

Das nicht erratbare (weil von der Wirklichkeit abweichende) Alter der Figuren kann so verwirrend sein, dass man den Film nur versteht, wenn man vorher eine Inhaltsangabe gelesen hat. So etwas kommt vor, seit es Filme gibt. Zu den verwirrendsten Beispielen gehören die Eröffnungsszene des Horrorfilms „The Mole People“ (USA 1956) und sämtliche gemeinsamen Szenen der männlichen Hauptdarsteller in „A Very British Scandal“ (GB 2018), denn Hugh Grant und Ben Whishaw altern in den Jahrzehnten des Handlungsverlaufs keine Sekunde, und es ist unmöglich herauszufinden, wie ihr Altersunterschied nun genau aussieht – dabei ist der so etwas wie das Thema des gesamten Films.
Inzwischen hört man immer wieder von einer Software, die dieses Problem lösen kann. Wir bleiben wachsam.

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