Das Ende heißt „Copy And Paste TV“

betr.: Das Ende des episch erzählten Serienfernsehens

Die Konkurrenzprodukte „House Of The Dragon“ und „Der Herr der Ringe: Die Ringe der Macht“ markieren einen nicht unwichtigen Punkt in unserer Mediengeschichte. Sie besiegeln das Ende der Ära der hochwertigen „episch erzählten Serie“, die „Die Sopranos“ vor gut 20 Jahren einläuteten. Schon die Werbung macht klar, dass bei diesen beiden parallel angekündigten Formaten jeglicher konzeptionelle Wagemut fehlt, dass sie zutiefst berechenbar und schon in der Vorberichterstattung kaum auseinanderzuhalten sind. Sie sind nicht die ersten Produktionen, die so konsequent den Spirit von Frische und Wagemut vermeiden, den die Serienfans und die Streamingdienste (die diese Entwicklung einst ermöglicht haben) noch immer am Werk sehen möchten (auch die „Sopranos“ haben mit ihren Vorzügen ja nicht ganz am Anfang gestanden), aber der Trend wird endgültig zur Gewissheit.
Der Kampf der großen Anbieter um die meisten Abonnenten sowie die gewaltigen Budgets, die dazu aufgewendet werden, führen dazu, dass man streng auf „Bewährtes“ setzt, sprich: auf die aufwendige Neuproduktion oller Kamellen. Die Presse zitierte in diesen Tagen einen Serienregisseur, der sein aktuelles Werk als „business-focused content“ bezeichnet. Wer so spricht, begibt sich aus dem Lager der Kunstschaffenden hinüber in das der Buchhalter. Früher hätte man ihn als „Erbsenzähler“ bezeichnet, doch es ist längst nicht mehr die Zeit von „Erbsen“, „Peanuts“ oder ähnlichem Gekrümel.
In einen solchen Klima wanderte soeben der für 90 Millionen Dollar bereits fertiggestellte Film „Batgirl“ (offenkundig Zugehöriger eines der größten Franchises) unausgewertet in den Giftschrank. Man unterstellt ihm, ein noch größeres Geschäft beschädigen zu können. Außerdem kann das misslungene Projekt auf diese Weise komplett als Verlust abgeschrieben werden.

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