betr.: 25jähriges Jubiläum der „Tatort“-Kommissare Ballauf und Schenk, deren erster gemeinsamer Fall heute nacht im WDR
Als Ende Dezember 1991 der „Tatort“-Ermittler Schimanski abtrat, dürfte auf seinem WDR-Sendeplatz niemand wild darauf gewesen sein, die Nachfolge anzutreten. Götz George war auf der Höhe seiner Popularität, als er zum Abschied vom Himmel herab noch einmal sein Lieblings-, Kenn- und Schlüsselwort „Scheißeeee!“ auf Duisburg und die ganze TV-Nation herunterbrüllte.
Martin Lüttge wurde als Hauptkommissar Flemming in Düsseldorf installiert („kantig aber gütig“ wie sich das gehört), seine jungen Assistenten waren Roswitha Schreiner als Kommissarin Koch und Klaus J. Behrendt als Kriminalhauptmeister Ballauf. Das Team bestand in dieser Besetzung nur für acht Folgen, von denen die eine Hälfte Trash ist, die andere wirkliche Kabinettstückchen – sowohl, was die Fälle als auch was das witzige Zusammenspiel des Trios betrifft. Der heutige Tatort-Fan würde beim Wiedersehen mit dem jungen Max Ballauf an eine zufällige Namensübereinstimmung glauben, so vital und komödiantisch legte Behrendt seine Rolle damals an. Er war der Schussel des Teams – mit seinen pausenlosen Geschäftsideen und Nebenjobs aus einer Geldnot heraus, in die ihn seine junge Vaterschaft trieb (die Frau bekamen wir nie zu Gesicht). Aber der Slapstick zündete, und die Kalamitäten waren wichtig für das Team, das sich dazu verhalten musste. Ballauf war sexy und ein echter Sympathieträger. Doch obwohl er sich immer wieder als instinktiver Ermittler erwies, haderte Behrendt mit seiner Drittel-Hauptrolle und stieg nach zweieinhalb Jahren aus. In der Serie gaben das Scheitern seiner Ehe und ein lockendes Projekt in Kanada – wieder so eine Schnapsidee – den Ausschlag.
Das verbleibende Duo spielte noch bis 1997 (dem Antrittsjahr der nunmehrigen Jubiläumskommissare aus Köln). Doch erstens fehlte der Humor der Ballauf-Figur, zweitens wurden die Bücher nach zwei recht ordentlichen Folgen so krude und trostlos, dass einem die weitermachenden Darsteller leidtun mussten.

Klaus J. Behrendt war nicht nach Kanada sondern zu SAT.1 gelockt worden. Dort durfte er nun den Titelhelden geben: „A. S.“, Alexander Stein, einen ausgestellt coolen Berliner Privatdetektiv. Die konventionelle Serie floppte – auch weil der Sendeplatz mehrfach wechselte und die Reihe zeitweise gegen „Columbo“ oder den „Tatort“ programmiert wurde. Als 1998 sie letzten fünf Folgen unter dem Titel „Steins Fälle“ liefen, war Behrendt schon zurück beim WDR.
Der Comeback-„Tatort“ „Willkommen in Köln“ beginnt mit einem Polizeieinsatz im Miami, wo Max Ballauf inzwischen arbeitet. Die Operation misslingt, Ballaufs Partnerin und Geliebte kommt dabei um, und wegen der Falschaussage eines Kollegen wird der Beamte des Landes verwiesen und mit einem lebenslangen Einreiseverbot in die USA belegt.
Immerhin darf er als Dienststellenleiter zur Kölner Mordkommission wechseln. Klaus J. Behrendt stellte weiterhin die Bedingung, dass sein befreundeter Kollege Dietmar Bär mit ihm ein gleichberechtigtes Duo bilden würde – eine gute Wahl, denn Bär ist wirklich ein toller Schauspieler (und im „Tatort“ entsprechend unterfordert).
Obschon optisch kaum verändert, ist die Figur des Max Ballauf um weitaus mehr als die drei Jahre gealtert, die seit seiner Abreise aus Düsseldorf verstrichen sind. Seine Miene ist stets grüblerisch, seine Standpunkte am Schlimmstmöglichen ausgerichtet, und in den nächsten 25 Jahren habe ich ihn nur zweimal bei einem Lächeln erwischt (eines, bei dem man für einen Sekundenbruchteil die Zähne sehen konnte). An den früheren Charakter erinnert anfangs nur, dass er zu chaotisch ist, um sich in Köln eine Wohnung zu suchen. Jahrelang lebt er in einer schmuddeligen Pension, bis deren Abriss ihn dazu zwingt, häuslich zu werden. Immerhin: ansonsten hat Max Ballauf sein Leben inzwischen im Griff.
Na, das ist doch auch schön.