Besuch beim „Kleinen Schlussredakteur“

Wer diesen Blog gelegentlich besucht, wird schon bemerkt und gleich wieder vergessen haben, dass ich nicht alle Mätzchen der neuen „Recht“-Schreibung mitmache. (Es ist selbstverständlich ein Alptraum mit diesem reformierten Regelblödsinn, kein „Albtraum“!) Hin und wieder sehe ich mich sogar gezwungen, mich gegen die Autokorrektur meines Computers aufzulehnen.
Das folgende Fundstück – ein Auszug aus einer aktuellen Richtlinie für die Übersetzung von Comics, die mir im Rahmen eines Auftrags übergeben wurde -gibt mir in einem Punkt recht, der mir immer wieder einen kleinen Stich versetzt: „wie viel“ ist richtig, „wieviel“ ist unrichtig. Über diese Marotte habe ich mich schon in meiner weit zurückliegenden Schulzeit (Jahrzehnte vor der besagten Reform) immer wieder still und heimlich gegrämt. Ich hatte den unschönen Verdacht, dass sich meine Lehrer für die jeweils anderen Fächer persönlich überhaupt nicht interessierten. In den Textaufgaben des Mathematikunterrichts (Herr Keßler bezog die Heftchen mit den Aufgaben in Eigeninitiative aus dem fernen Itzehoe) wurde es konsequent so gemacht:

 „Wieviel Äpfel behält der kleine Fritz zurück, wenn er jedem der vier Mitglieder seines Schachklubs vier klaut und auf dem Heimweg fünf davon aufißt, woraufhin er abends so schlimmes Bauchweh bekommt, daß ihn die Schachfreunde besuchen und ihm zum Trost jeder noch zwei Äpfel schenkt? – Nur Susi nicht, die ist nämlich nachtragend.“

Gleich zu Beginn des folgenden Dokuments werde ich aber schon wieder stutzig und rufe aus: „Also sowas!“
Zum Schluss freue ich mich dann wieder über die kecke Auflehnung gegen den Duden.
Lasst uns heute mal über Rechtschreibung streiten, Freunde, nicht über Politik!
Selbstverständlich erst, nach Feierabend …

8-2) Häufige Fehler

so was (nicht ‚sowas’)
zu Hause (nicht ‚zuhause’), aber: das Zuhause
nicht mal, erst mal, noch mal
„Leb wohl!“ – aber: jemandem Lebewohl sagen
wehtun (nicht ‚weh tun’)
etwas fertig machen (zu Ende bringen) aber jemanden fertigmachen
leidtun (nicht ‚leid tun’)
mithilfe (nicht ‚mit Hilfe’)
wie viel (nicht ‚wieviel’)
sogenannt (nicht ‚so genannt’)
mit ansehen (nicht ‚mitansehen’)
kennenlernen
infrage stellen
schiefgehen, schieflaufen
klarkommen, klarstellen
etwas draufhaben
Potenzial (nicht Potential)
Biografie (nicht Biographie)
Jr. (nicht ‚jr’ oder ‚Jr’ oder ‚JR’ und vor dem ‚Jr.’ wird auch kein Komma gesetzt)

Bespiele für Getrennt- oder Zusammenschreibung:

Es ist so weit. / Soweit ich weiß…
Ich werde sie so lange wie möglich aufhalten. / Solange ich lebe, werde ich sie aufhalten.
Du musst das noch fertig machen. / Du musst die Schurken fertigmachen.
Du sollst das nicht kaputt machen. / Du wirst dir deine Gesundheit noch kaputtmachen.
selbst gemacht / selbsterklärend
viel gepriesen / vielversprechend
genau so = und nicht irgendwie anders (Betonung liegt auf so)
genauso = in der gleichen Weise (meist folgt ein Adjektiv)

Vom Duden abweichende Schreibweisen:

Club (nicht Klub)
taff (nicht tough)
Co-Autor (nicht Koautor)
Mrs. und Ms. (nicht Mrs und Ms)
K.O. (nicht K. O., siehe auch Kapitel 9-3)

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