Söders bessere Vorbilder

betr.: 108. Geburtstag von Franz Josef Strauß

Markus und die falschen Vorbilder

Einige von uns wollen den bayerischen Ministerpräsidenten Markus Söder während der Pandemie zwischendurch als überraschend menschlich wahrgenommen haben, phantasierten sogar, er habe für einen CSU-Politiker beinahe seriös gewirkt. Das lag weniger an seinen Inhalten als an dem knuffigen Sound, den der Begriff „Corona“ annimmt, wenn man ihn fränkisch ausspricht.
Für mich war die Idee, wir hätten in Herrn Söder einen Staatsmann vor uns, zu jeder Zeit absurd. Sein opportunistisches Verhalten im Umgang mit Hubert Aiwangers Flugblatt-Affäre hat selbst meine Horrorvorstellungen übertroffen.

Söder weist immer wieder darauf hin, Franz Josef Strauß – das Urgestein vordemokratischer Raserei in demokratischen Strukturen – sei sein größtes Idol gewesen. Während sich seine Altersgenossen Starschnitte der Bay City Rollers ins Kinderzimmer pinnten, hing bei ihm ein FJS-Plakat (er ließ sich sogar davor fotografieren).
Seit die überregionale Presse seinen Aufstieg begleitet, zeigt sich Markus Söder immer wieder als Liebhaber der Nerd- und Popkultur, um etwas menschlicher rüberzukommen – unvergessen sein maskenbildnerisch profihafter Auftritt als „Shrek“ auf einer Karnevalsveranstaltung. Der „Spiegel“ berichtete außerdem, wie gern er seinen hochoffiziellen Gästen in der Staatskanzlei Trinkbecher mit „Star Trek“ oder „Marvel“-Design reichen lässt, um deren Reaktionen zu beobachten. Sollte Söder den Posterboy etwa gewechselt und nun den Hulk aufgehängt haben? – Das wäre definitiv eine geistig-moralische Verbesserung.
Doch auch jenseits solcher Mutmaßungen muss ich erkennen: Markus Söders (nicht unzutreffender) Vergleich der Kanzlermimik mit der eines Schlumpfes weist ihn endgültig als jemanden aus, der mir auch jenseits unseres gemeinsamen Baujahres nähersteht als mir lieb sein kann. Er hat nicht nur die selben Comics und Serien genossen wie ich, er hatte sogar die gleichen Favoriten.
Ich muss mich mit den feinen Unterschieden trösten.
Wenn auf den Postern in meinem Kinderzimmer mal Verbrecher abgebildet waren – Kater Karlo, Doctor Doom oder Ernst Stavro Blofeld -, dann waren es erfundene. Und keiner davon hatte Vorbildfunktion.

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